Full text: Die Anfänge des Hauses Habsburg-Lothringen

werden, daß der bei den 1111. non. ian. verzeichnete Adellardus jener Metzer 
Graf gewesen sei. Mit dem gleichen Maße an Wahrscheinlichkeit könnte man an 
den am Schluß der Totenliste ohne Datum stehenden Gleichnamigen denken und 
bei jenem Adellard, dessen Todestag noch bekannt war, einen Mann der Genera¬ 
tion Gottfrieds und Ermentruds vermuten, ja, in ihm vielleicht sogar einen Bru¬ 
der des Pfalzgrafen Gottfried und des Erzbischofs Wigfried sehen, für dessen 
Ansetzung zumal — wie wir noch sehen werden — sehr gewichtige Gründe vor¬ 
liegen18. Leider ist dieser Eintrag bei seiner Gliederung in einen Toten- und einen 
Lebendenteil nicht zugleich auch — wie die meisten der Gedenkeinträge — streng 
nach der Stellung im Familienverband geordnet, so daß sich über den Verwandt¬ 
schaftsgrad der nicht identifizierten Personen eben nichts Entscheidendes sagen 
läßt: der Totenteil ist chronologisch auf gebaut19; im Lebendenteil sind zwischen 
die Namen der Kinder des Pfalzgrafenpaares noch zwei andere eingeschoben. 
Was außerdem an dem Eintrag auffällt, ist das Fehlen der Namen Gerhards und 
Odas, die wir soeben als Eltern des Pfalzgrafen Gottfried ermittelt haben, wie 
auch das Fehlen der Eltern Ermentruds. Man vermißt desgleichen Erzbischof 
Wigfried von Köln und Uda, die Gemahlin Gozlins, d. h. die uns jetzt bekannten 
dingerbrüder aus dem Ende des 9. und dem Anfang des 10. Jahrhunderts angesehen; 
so z. B. E. K i m p e n , Rhein. Anfänge S. 45 ff. Vgl. dazu aber unten Kap. V. Zu jenem 
Grafen Adalhard (= Adalhard I.) vgl. gleichsfalls Kap. V. 
18 Neben der Notwendigkeit, die „Verduner Grafengruppe“ in eine nahe Verbindung 
mit der Familie des Pfalzgrafen Gottfried zu bringen (vgl. unten S. 92 ff. sowie als 
Lösungsvorschläge die Falttafeln nach S. 138 und S. 146), darf man noch auf eine Ur¬ 
kunde über eine Güterschenkung aus dem Nahegebiet an das St. Ursulastift zu Köln hin- 
weisen (W. Sauer,, Nassauisches Urkundenbuch I, 1886, S. 41 nr. 85), in der zum Jahre 
927 ein Adalhardus comes in Worms bezeugt ist, wobei auffälligerweise neben diesem 
Grafen Adalhard auch Erzbischof Wigfried von Köln, der als Bruder des Pfalzgrafen 
Gottfried feststeht, Unterzeichnete. Die Vermutung, daß Pfalzgraf Gottfried einen Bru¬ 
der Adalhard hatte, könnte dann auch das Auftreten des Namens Adalhard bei den 
Kindern des Pfalzgrafen gut erklären. Dieser Name wäre dann dem Pfalzgrafensohn 
von seinem Onkel überkommen. Graf Adalhard war auch 921 im Gefolge Karls d. Einf. 
beim Vertrag von Bonn zugegen (MG Const. I S. 1 nr. 1), jedoch ist damit kein Identi¬ 
fizierungshinweis verbunden. 
Zu beachten ist in diesem Zusammenhang vielleicht auch, daß die villa Waslicia, d. h. 
jener Ort Wesseling südlich von Köln, den der Pfalzgraf Gottfried in der Zeit 
Heinrichs I. an sich zu reißen versuchte (vgl. oben S. 56), vorher von einem abbas 
nomine Adelardus an die Mönche von Montfaucon gegeben worden war; Flodoard, 
Hist. Rem. eccl. IV c. 41, MG SS XIII S. 592. War dieser abbas vielleicht ein 
Laienabt und der sonst nur als Graf bezeugte Mann? Gottfried könnte sodann mit 
seiner Besetzung von Wesseling nur die Veräußerung eines alten Familienbesitztums 
zu verhindern beabsichtigt haben. Und wie er sich darüber mit Erzbischof Wigfried 
von Köln beriet, der sein Bruder war — wovon Flodoard in seinem Bericht nichts 
anzugeben wußte —, so könnte auch der Schenker Adalhard ein weiterer Bruder ge¬ 
wesen sein. Leider tappen wir hier, zumal Flodoard nichts über die Motive des 
Handelns Gottfrieds sagt, im Dunkeln. 
19 Deshalb läßt sich in diesem zitierten Eintrag (S. 72) bei Otlind die fehlende Monats¬ 
angabe wohl mit mai, jun. oder jul. ergänzen und der Todestag Haganos in das 
letzte Jahresviertel (sept., oct., nov., dec.) einreihen. 
75
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.