Der zitierte Eintrag aus Remiremont gibt aber noch eine Reihe von Fragen auf.
— In der Totenliste erscheint zweimal der Name Adalhard. Ihn finden wir auch
zweimal unter den lebenden Verwandten; davon einmal unter den Kindern Gott¬
frieds und Ermentruds. Man könnte ihn fast als „Leitnamen“ dieser Gruppe be¬
zeichnen. Wenn er so häufig auftritt, d. h. wenn er bei der im Früh- und Hoch¬
mittelalter immer wieder feststellbaren „Nachbenennung aus Gründen der Heils¬
gewinnung"14 innerhalb dieser Verwandtengruppe eine große Rolle spielt, dann
muß ein sehr angesehener Adliger dieses Namens zu den Vorfahren gehört haben.
Es ist deshalb hier nicht unwichtig zu sehen, daß den drei Brüdern — Graf Ger¬
hard, Graf Matfried und Bischof Richar — schon wiederholt Graf Adalhard II.
von Metz (Moselgau) als Vater zugeschrieben worden ist15. Genealogische An¬
gaben, die diese Einordnung rechtfertigen konnten, gab es bisher nicht; man hat
sich lediglich darauf gestützt, daß der Graf Matfried und sein Sohn Adalbert im
Metzgau nachgewiesen werden können, in jenem Landstrich also, in dem vorher
Graf Adalhard16 waltete. Finden wir nun aber in diesem Remiremonter Eintrag
den Namen Adalhard in so enger Verbindung mit den Matfriedingern, so kann
das vielleicht die bislang gesuchte Stützung für die allein aus der Amtsnachfolge
im Metzer Gebiet geschlossene Verbindung bedeuten. Der Einschluß Adalhards in
das Familiengedenken der Matfriedinger spricht doch eine deutliche Sprache. Es
läßt sich außerdem — was bislang immer übersehen worden ist — auch darauf
verweisen, daß die Grafen Gerhard und Matfried zu Beginn des 10. Jahrhunderts
in ein anderes Erbe eines Grafen Adalhard zu gelangen trachteten: das Laien-
abbatiat über St. Maximin in Trier17. — Es soll jedoch damit nicht behauptet
Adalberts zur Gemahlin hatte. Doch werden wir noch weiter unten S. 115) sehen,
daß Graf Adalbert mit Liutgard, einer Tochter des Pfalzgrafen Wigerich und seiner
Gemahlin Kunigunde, verheiratet gewesen ist, unter deren bekannten Brüdern sich
kein Lantbert findet. Somit bleibt nur die von uns angezeigte Lösungsmöglidikeit,
daß Lantbert eine Schwester des Grafen Adalbert zur Frau hatte.
14 F. v. Klocke, Die Filiation, ihre Konjektur und Injektur, in: Zeitschr. „Familie
und Volk“ 4 (1955) S. 134.
15 So z. B. von F. Kurze im Register seiner Edition Reginos von Prüm in MG SS
rer. Germ. (1890) S. 181; R. Rau im Register von Quellen zur karolingischen
Reichsgeschichte, Teil III (1960) S. 431; K. Glöckner, Codex Laureshamensis I
(1929) S. 307 Anm. 2.
16 Allgemein zu diesem Grafen vgl. E. Dümmler, Gesch. d. ostfr. Reiches III2
S. 144 f., und C. Wampaeh, Gesch. d. Grundherrschaft Echternach im Früh¬
mittelalter I (1929) S. 172—188. S. dann auch weiter im Kapitel V.
17 Im Juli 855 ist jener Graf Adalhard als Laienabt von St. Maximin bezeugt
(K. Glöckner, Codex Laureshamensis II (1933) S. 482 nr. 1922: Adelhardus
comes provisor monasterii S. Maximini; vgl. ebenda auch I (1929) S. 307 nr. 24 und
S. 324 nr. 40); um die Wende zum 10. Jahrhundert sieht man dann die Grafen
Gerhard und Matfried um dieselben Rechte kämpfen (Regino, Chron. ad 897 und
906, ed. F. K u r z e , S. 144 und 151). — Zu beachten ist ferner, daß ein Graf Adalhard
und ein Graf Matfried 856 für Güter im Zülpich- und Bonngau bei Lothar II. zu¬
sammen intervenieren; H. Beyer, Mittelrhein. UB I S. 97 nr. 93. Oftmals wird
jener Graf Matfried als Vater bzw. auch als Großvater der drei bekannten Matfrie-
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