Stellen wir also kurz das Material, das Rückschlüsse auf die genealogische Struk¬
tur der Grafen vom Bassigny erlaubt, zusammen! Da ist zunächst jene im April
906 in Langres abgefaßte Notitia, qualiter veniens Gotselmus c o m e s in
Lingonis civitate, in synodo ante altare Sancti Mammetis congregata, ibique a
domno Argrimo venerabili episcopo ammonitus de capella in Rufiaco villa
(= Ruffey, Côte d’Or), quam Hugo ad mensam fratrum pro remedio animae
suae largitus est, et idem Gotselmus praesumptive retinebat. Tunc praefatus comes
Gotselmus ad suam recurrens conscientiam, praescriptam capellam Deo et Sancto
Mammae atque ad mensam fratrum in praesentia sanctae synodi pro remedio
animae eiusdem H u go ni s seu et pro absolutione animae
suae ac parentum suorum eodem domno Argrimo .. . reddidit atque
de ea notitiam facere petiit, quam postea ipse et filii sui Vualdricus
et H u g o ac sui fideles eorum manibus roboraverunt .. .44. In dem zweimal
genannten, 906 schon verstorbenen Schenker Hugo hat man offenbar den in den
90er Jahren des 9. Jahrhunderts wiederholt bezeugten Grafen Hugo vom Bassigny
(oder Langres)45 vor sich. Da Graf Gotselm sein Rechtsnachfolger war — er
konnte ja das Schenkgut zurückhalten — dürfte es nicht ganz unberechtigt sein,
wenn man in Gotselm einen Sohn oder einen Bruder jenes Hugo erblickt. Da nun
aber Graf Gotselm die Restitution nicht nur für das Seelenheil des Schenkers
Hugo, sondern auch für sein eigenes und seiner Eltern46 Heil bestimmte, der
Schenker Hugo also nicht mit einem Elternteil Gotselms identisch ist, kann eigent¬
lich der verstorbene Schenker Hugo nur ein Bruder des Grafen Gotselm gewesen
sein. Gibt es Anhaltspunkte, die dies bestätigen? Hier hilft eine Urkunde des
Jahres 881/82 weiter, die Hugo und Gotselm (sowie einen Arembert) als Brüder
und zugleich als Söhne eines illustris nomine Hugo, der damals eine Schenkung
an das Kloster S. Bénigne de Dijon vornahm, zeigt47. Sie weist also das gesuchte
44 Wie Anm. 42. — Bezeichnend und auf unseren Familienzusammenhang hinweisend
sind auch die Unterschriften: Signum Gotselmi qui hanc notitiam fieri et firmare
rogavit. Signum Vualdrici qui consensit. Signum Hugonis qui consensit. Signum
Aelini. Signum Odonis. Signum item Vualdrici. Signum Vualterii. Signum item
Gotselmi. — M. Chaume, Les listes comtales S. 266, bezweifelt die von A. Rose¬
rot, a. a. O., gegebene Identifizierung von Rufiaco villa mit Ruffey/Côte d‘Or; er
schlägt hingegen eine Identifizierung mit dem noch zum Jahre 1306 bezeugten
„Roifey“, einem heute abgegangenen Ort inmitten des Bassigny, in der Nähe von
Damphal und Esnouveaux, vor.
45 Vgl. M. Chaume, Les Origines du Duché de Bourgogne I (1925) S. 273 Anm. 4,
368.
46 In dieser Formel, die auch oftmals zu pro remedio animae meae seu patris et matris
variiert worden ist, dürfte parentes wohl eindeutig mit Eltern zu übersetzen sein. Als
Bruder des verstorbenen Hugo wird Graf Gotselm auch bei M. Chaume, Les
listes comtales S. 265, aufgefaßt.
47 E. P é r a r d, Recueil de plusieurs pièces curieuses servant à l'histoire de Bourgogne
(Paris 1664) S. 159: Adueniens quidam illustris nomine Hugo . . . condonavit . . .
Signum Hugonis, qui hanc donationem fieri et firmare rogauit. S. Hugonis et Iotse-
lini et Aremberti filiorum ipsius ....
35