wird: dejunctis veniam, vivis sanitatem, bzw. wenn es im Gedenken für die Tante
heißt: parcat tibi deus omnia delicta tua. Die Eintragungen sollten der Sicherung
des Heils und der Errettung der Familie der Lizuidis durch das immer wieder¬
kehrende Gebetsgedenken seitens der Klosterangehörigen von Remiremont dienen.
So erweisen sich diese Gedenkeinträge als eminente genealogische Quelle. Für die
engere Verwandtschaft der Lizuidis bietet sich nun zunächst aus dem Eintrag auf
f. 55 v folgendes genealogisches Bild:
Umbertus CT) Adelindis
Frambertus Girbertus Umbertus Uuidricus Albricus Goca Lizuidis
Bevor wir fragen, in welchem Verhältnis die in den übrigen Namenreihen zu¬
sätzlich genannten Personen zu dieser engen Familiengruppe standen, ist noch
anderes von grundsätzlichem Interesse: Ist der paläographische Eindruck —
Zuweisung der Einträge und der eingeschriebenen Personen in die Mitte des
10. Jahrhunderts — gerechtfertigt? Weist noch weiteres auf diese Datierung
hin? Und ferner: Welchem sozialen Stand gehörte diese Familie an? Lohnt es
sich überhaupt, sich mit ihr zu beschäftigen? Haben wir hier Hörige, Freie oder
Edelfreie vor uns? Diese Fragen hilft uns eine Urkunde des Klosters Gorze zu
beantworten.
Die Urkunde Nr. 108 des Cartulaire de l’abbaye de Gorze3 berichtet von einem
Gerichtstag vor Herzog Friedrich von Oberlothringen in Gondreville im Jahre
959, bei dem ein vir illustris nomine Aquinus una cum conjuge sua Adelindi
dicta darüber Beschwerde führte, daß Abt Agenold und die Gemeinschaft des
Klosters Gorze ihnen Besitzungen in pago et comitatu Scarponinse et Wabrensi
Virdunensi quoque, und zwar ad Rivolum, ad Eplonis villam, ad Raginberti
curtim et ad Bellum campum entzogen habe, die Aquinus licite pro mundeburdo
conjugis dicte ... ad censum trium unciarum innehatte. Aquinus konnte bei der
darüber eingeleiteten Untersuchung nachweisen und sich darauf stützen, Bivinum,
avum memorate Adelindis, secundum morem precarie supra notati quasdam res
accepisse, hoc est Epplonis villam et Bellum campum. Und diese Präkarie habe
für Bivin (also Adelindens Großvater), seine Gemahlin und beider Sohn Ursus
auf Lebenszeit gegolten; nach deren Tod freilich sollten diese Güter sowie die
jetzt auch umstrittenen in villa Rivoli et in Raginberti curti an das Kloster Gorze
fallen. Jedoch habe dann — wie es in der Urkunde weiter heißt — interfecto
Ursone, in cuius vita dicta finierat precaria, der domnus presul Wigiricus4 diese
Güter an Ursos Witwe Warna jure beneficii weiterverliehen. Und als auch diese
schließlich aus dem Leben geschieden war, habe ihr Sohn, der wie sein Vater
3A. d’Herbomez, Cartulaire de l’abbaye de Gorze (Mettensia II, 1898)
S. 198 f. nr. 108.
4 Bischof Wigerich von Metz (917—927).
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