Full text: Die Anfänge des Hauses Habsburg-Lothringen

848 auch ein Matfridus fidelis ministerialis et inluster comes das Veltlin (vollem 
Tillinam, quae in regno ltaliae consistit) — dies war einst von Karl d. Gr. dem 
Kloster S. Denis geschenkt worden, und diese Abtei konnte noch 833 über das 
Veltlin verfügen, wagte jedoch 843 nur mehr einen halben Anspruch darauf 
anzumelden23 — als kaiserliches Lehen innehat (eandem nostro retinebat iure 
beneficiario vollem)24 25, gelten zwei Dinge seit eh und je unbestritten in der 
Forschung: 
1. daß der Kaiser Lothar während seiner Auseinandersetzungen mit seinem 
Vater auf das dem Kloster S. Denis gehörende Gut im Veltlin zurückgriff 
und an Matfried von Orléans verlieh26, 
und 
2. daß jener Graf Matfried, der dieses Gut 848 innehatte, nur ein Sohn Mat¬ 
frieds von Orleans gewesen sein kann, auf den ja dieses Gut nach dem Tode 
jenes maximus incentor omnium illorum malorum (836) kraft Erbrechts kom¬ 
men mußte26. 
Den Namen Matfried sieht man sodann in den historischen Quellen weiter bis 
zum Jahre 882 aufscheinen. Mehrfach tritt dabei ein Matfridus inlustris comes 
als Intervenient in den Kaiserurkunden Lothars I. auf27. Aus einer Urkunde des 
Jahres 855 erfährt man überdies, daß die von ihm verwaltete Grafschaft im 
Eifelgau lag28. Auch unter der Herrschaft Lothars II. reißen die Belege für Mat¬ 
fridus comes nicht ab; und jener Graf dürfte sogar in einem engen Vertrauens¬ 
verhältnis zu Lothar II. gestanden haben: am 28. Juni 856 schenkte ja Lothar II. 
auf Bitte und Fürsprache der Grafen Adalhard und Matfried, die als dilectissimi 
und inlustrissimi comités bezeichnet werden, einem gewissen Otbert, der Vasall 
des Grafen Matfried war, den bisher lediglich zu Lehen innegehabten Besitz in 
den Grafschaften Zülpich und Bonn29. Am 18. Januar 859 überließ der König 
demselben Vasallen Matfrieds die Kapelle der hl. Justina zu Güsten bei Jülich30. 
Und nochmals tauscht der Herrscher unter Fürsprache eines Grafen Matfried mit 
demselben Otbert im Jahre 867 Königsgut im Mosel-, Zülpich- und Eifelgau und 
23 Vgl. MG DD Lothar I. S. 78 ff nr. 13 und S. 199 ff. nr. 80 mit den Vorbemer¬ 
kungen von Th. Schieffer. 
24 Ebenda S. 238 ff. nr. 100. 
25 In der Urkunde Lothars I. von 848 (MG DD Lothar I. S. 238 ff. nr. 100) heißt es 
ja ausdrücklich, daß das Veltlin olim ad prefatum sanctum locum ( = Saint-Denis) 
delegata esse dinoscitur, sed ob dissensionem, quae inter domnum et genitorem nostrum 
Hludouuicum et nos nuper versata est, a potestate predicti sancti loci fuerat remota. 
26 Vgl. die oben S. 156 Anm. 16 genannten Arbeiten. 
27 MG DD Lothar I. S. 205 nr. 83 vom 15. XII. 843, S. 207 nr. 84 vom 17. II. 844, 
S. 234 nr. 96 vom 7. V. 846, (S. 239 nr. 100 vom 3. I. 848, oben erwähnt), S. 303 
nr. 135 vom 21. IX. 854, S. 319 nr. + 142 vom 21. X. 843. 
28 MG DD Lothar I. S. 308 nr. 137: in pago Eiflinse in comitatu vero Matfridi. 
29 MG DD Lothar II. S. 390 nr. 5. 
30 Ebenda S. 399 f. nr. 11. 
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