qui se in nostris vel illarum commendaverunt orationibus (also für hohe Besucher,
die anläßlich eines Besuches um ein Gebetsgedenken nachsuchten, bzw. für ganze
Klosterkonvente, die sich gegenseitig Gebetshilfe versprochen hatten, d. h. zum
Gebetsgedenken verbrüdert hatten), tarn pro vivis quam et pro defunctis. Und
damit die Wohltäter und alle sich dem Gebet der Klosterangehörigen Empfehlen¬
den eben nicht in Vergessenheit geraten sollten, heißt es: eorum nomina ... subter
scripsimus bzw. in hoc semper curavimus scribere memoriali; auch alle nachfol¬
genden Klosterangehörigen sollten darauf achten, ut nomina amicorum seu amica¬
rum suarum semper in hoc scribant memoriali et pro omnibus praedictis specia¬
liter missa cotidie . .. cqlebrqtur5.
Daß sich die mittelalterlichen Menschen von der Aufnahme ihres Namens und der
Namen ihrer Verwandten in einen solchen Liber memorialis das ewige Heil
erhofften, zeigen Urkunden des lotharingisch-burgundischen Raumes: Postulamus
adscribi nomina nostra in missalem, in quo recitantur benefactores vestri, quia
maximam fiduciam habemus in orationibus vestris bzw. quatenus vestris orationi¬
bus mereamur invenire perpetuam vitam, heißt es z. B. anläßlich verschiedener
Schenkungen6. Bei der Einschreibung in den irdischen Liber memorialis eines
Klosters oder einer Kathedralkirche ist im Letzten nämlich schon immer an den
himmlischen Liber vitae — das Buch, in dem die zur ewigen Seligkeit Erkorenen
stehen — gedacht worden, in dem man dereinst eingeschrieben sein wollte. Deus,
venie largitor et humane salutis amator, quaesumus clementiam tuam, ut nomina
famulorum famularumque tuarum, quae hic pie dilectionis officio pariter con¬
scripsimus, in libro vite tuae miserationis gratia iubeas conscribi — heißt bezeich¬
nenderweise eine der Meßbitten des Liber memorialis von Remiremont7 8. Einer
Namenreihe ist dort die Bitte angefügt worden: Domine Jesu Christe, tu dignare
scribere nomina ista in libro vite et agnis. Auf die Einschreibung in einen Liber
memorialis und damit zugleich in den himmlichen Liber vitae gründete sich somit
oftmals alles Hoffen auf das ewige Heil: Waniggus peccator nomen habeo, in
vitae libro mei memoriam condo9. Nichts war dabei natürlicher, als daß sich der
mittelalterliche Mensch wünschte, dereinst mit all seinen Familienmitgliedern
und engsten Anverwandten erlöst zu werden, daß er im Paradiese mit den
Seinen wiedervereint sein wollte. Die Schenkungen erfolgten deshalb oftmals
mit der ausdrücklichen Bitte bzw. auch der Bedingung der Einhaltung des Ge¬
5 Lib. mem. f. lv.
6 Vgl. die Nachweise bei E. Hlawitschka, Herzog Giselbert von Lothringen
und das Kloster Remiremont, in: ZGO 108 (1960) S. 429.
7 Lib. mem. f. 21v.
8 Lib. mem. f. 8r (3. Kolumne).
9 Wie Anm. 6. Vgl. auch A. Steffen, Das älteste erhaltene Obituar der Abtei
Echternach, in: THemecht 14. Jg. (1961) Heft 3—4 S. 8: „Nach L. Delisle
soll in einer Echternacher Bibel in Gotha der Eintrag stehen: Domnus abbas Regim-
bertus, autor (= hier Auftraggeber) libri buyus, et frater Ruotpertus, scriptor, in
libro vitae scribantur et in memoria aeterna habeantur“.
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