Saar lag, hatte zu einer von der Regierungskommission vollzogenen Aus¬
schaltung der deutschen Währung geführt.
Da die deutsche Inflation diesen Prozeß erheblich begünstigt hatte, läßt sich
nur schwer erweisen, daß er von Rault bewußt erstrebt war. Zunächst ein¬
mal steht fest, daß die Regierungskommission bei der Einführung der fran¬
zösischen Besoldung auf den Gruben keinerlei Bedenken anmeldete, obwohl
sie die Schwierigkeiten voraussah. Aus den wiederholten Besprechungen der
Regierungskommission über die Angelegenheit27 geht hervor, daß Rault und
Lambert besonders eindeutig den Standpunkt vertraten, daß der Umlauf der
französischen Währung zu erweitern sei. In den Verhandlungen mit Ver¬
tretern der Saarbevölkerung über die Erhöhung der Markbezüge griffen sie
zu solchen Formulierungen, die von Hector und Waugh als Druckmittel für
die Einführung der französischen Währung angesehen wurden28. Im ganzen
konnte man sich aber von der Entwicklung drängen lassen und brauchte
keine Initiativen zu ergreifen. Daß diese Entwicklung letztlich den fran¬
zösischen Wünschen und auch den Tendenzen der französischen Wirtschafts¬
politik entsprach, erweist besonders klar die Arbeit Prious, die im Januar
1921 abgeschlossen wurde und in der eindeutig die These vertreten wurde,
daß der § 31 des Vertrages eine totale und möglichst rasche wirtschaftliche
Integration des Saargebietes in das lothringische und damit französische
Wirtschaftsgebiet fordere29. Da Priou darlegt, daß seine Untersuchungen mit
Hilfe der französischen Mitglieder der Regierungskommission und mit Hilfe
der französischen Grubenverwaltung durchgeführt seien30, verdient diese
These besondere Aufmerksamkeit. Er gelangt bei der Betrachtung der Er¬
gebnisse der bisherigen Politik zu der Feststellung, daß der augenblickliche
Status noch weit entfernt sei von den Intentionen der Vertragsschöpfer. Von
der Regierungskommission hofft er deshalb, daß „le Gouvernement man¬
dataire de la Société des Nations n’hésite pas, par crainte de rompre une
neutralité obligatoire de participer au rattachement économique de la Sarre
à la Lorraine“31. Auch die verschiedene Argumentation Raults in den perio-
27 S.D.N. Commission du Gouvernement, Procès-Verbaux 1920, Sitzung v. 7. 7.,
S. 148—150, befaßte sieb mit den Schwierigkeiten der Metallarbeiter und dem zu
erwartenden Streik wegen der sozialen Notlage, in die diese durch die Einführung
der französischen Währung auf den Gruben geraten waren. Sitzung v. 1. 12. 1920,
S. 372 ff., befaßte sich mit der Tendenz zur Erweiterung des Umlaufs der franz.
Währung. Waugh betonte, daß nichts dafür getan werden dürfe, hielt aber die Aus¬
weitung aus wirtschaftlichen Gründen für unumgänglich. Sitzung v. 9. 2. 1921,
S. 85—95, befaßte sich mit der schwierigen wirtschaftlichen Lage des Eisenbahn¬
personals. Da sich bei einer Abstimmung im Laufe der Verhandlungen nur 27°/o für
die Bitte an die Regierungskommission um Einführung des Franc ausgesprochen
hatten, befand man sich in einer schwierigen Lage, blieb aber einstimmig in der
Kommission der Auffassung, daß aus wirtschaftlichen Gründen keine Erhöhung der
Löhne in Mark möglich sei. Sitzung vom 16. 3. 1921, S. 138—140, führte zu einem
einstimmigen Beschluß der Umstellung von öffentlichen Verkehrsmitteln, Post, Tele¬
graphie und Telephon auf französische Währung. Sitzung v. 30. 3. 1921, S. 158 f.:
Beschluß der Bezahlung der Beamten in Francs.
28 Ebenda, 1921, besonders Sitzung v. 9. 2. 1921, S. 85—95.
29 Priou, L’organisation politique et économique de la Sarre, Paris 1921, S. 136.
30 Ebenda, S. 30.
31 Ebenda, S. 175.
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