sondern nach der Richtung: Wie ist das vereinbar mit der Erklärung, daß
der Staat sich aus den kirchlichen Dingen zurückzieht?
7. Der vom Herrn Reichsbischof veröffentlichte Erlaß des Herrn Reichs¬
innenministers wirkt in derselben Richtung. Desgleichen die Beschlagnah¬
mung des Aufrufs des Vorläufigen Kirchenregiments Mahahrens3) vom
23. Nov. 34. Ebenso wirkt die durch die Presse bekannt gewordene „Suspen¬
dierung des Professors D. Barth, zumal wenn in der Öffentlichkeit bis hin
nach Amerika hin bekannt ist, daß die in der Presse angegebene Begründung
nicht zutrifft.
Anlage 2 9
Brief des Zentrumsvorsitzenden des Saargebietes, Steegmann, an Prof.
Lauscher — 20. Oktober 1932
BA Koblenz, Reichskanzlei R 431/255
Abschrift (zu VWS 1513).a)
Zentrumspartei des Saargebiets Saarbrücken, den 20. 12. 1932
Der Vorsitzende
An den
Vorsitzenden der Zentrumsfraktion des
Preußischen Landtags
Sr. Hochwürden, Herrn Prof. Dr. Lauscher
Bonn
Gluckstr. 8.
Sehr geehrter, hoch würdiger Herr Professor!
Als Vorsitzender der Zentrumspartei des Saargebiets möchte ich mir gestat¬
ten, Ihre Aufmerksamkeit darauf zu richten, daß die kath. Bevölkerung des
Saargebiets den lebhaften Wunsch hegt, in Zukunft an der Spitze des preuß.
Handelsministeriums einen Zentrumsmann zu sehen. Die Gründe hierfür
darf ich kurz darlegen.
Das alte Saararabien, das von dem protestantischen Liberalismus beherrscht
wurde, in dem die Katholiken manche Hintansetzungen und vielfache Be¬
drückungen besonders bei den Wahlen ertragen mußten, ist hier noch in
aller Erinnerung. Die damalige liberale Machtposition leitete sich zum
großen Teil aus der Tatsache her, daß die maßgebenden Stellen der Saar¬
gruben mit Protestanten besetzt waren. Nichts könnte die Katholiken, und
sie bilden die Mehrheit der Saarbevölkerung, mehr erregen als die Furcht,
daß ähnliche Zustände wiederkehren könnten.
3) Evangelischer Bischof von Hannover, muß Marahrens heißen.
a) Handschriftlicher Eintrag der Nr. der Reichskanzlei auf der 1. Seite des Schriftstücks
links unten, Rk 641334.
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