Full text: Parteien und Politik im Saargebiet unter dem Völkerbundsregime 1920 - 1935 (3)

Es geht vielmehr in diesen kirchlichen Kämpfen um die biblisch-reformato- 
rische Grundlage der Kirche selbst, unsere Pfarrer ringen im Bereich der 
Kirche um eine wirkliche Überwindung des Liberalismus als geistiger Ge¬ 
samthaltung, so wie der Nationalsozialismus im politisch-staatlichen Bereich; 
unsere bekenntnistreuen Pfarrer bekämpfen diesen Liberalismus sowohl in 
der Form liberal-bürgerlicher Kirchlichkeit, wie auch den tatsächlichen Li¬ 
beralismus eines sogenannten „unangetasteten Bekenntnisses“; es geht um 
einen totalen Neuaufbruch der Kirche vom Evangelium aus. Nur eine solche 
Kirche ist fähig zu einem echten lebenswirksamen Dienst am Volk und Staat. 
Es ist ein Rückfall in denselben Liberalismus und in die Reaktion, wenn 
man versuchen wollte, diesen Kampf durch taktische Kompromiß Verhand¬ 
lungen zu befrieden und diesen Neuaufbruch zu stören. 
4. Wie unter solchen Umständen und überhaupt im Saargebiet von einer 
Unwirksamkeit der kulturellen Arbeit unserer evangelischen Kirche geredet 
werden kann, ist uns ganz unerfindlich. Ich weise diesen Vorwurf und diese 
Kränkung unserer Pfarrer und ihrer treuen Arbeit ernst und entschieden 
zurück, als einen völligen Irrtum, der auf Unkenntnis der Dinge und auf 
falschen Informationen beruht. 
Eine Störung dieser Arbeit ist allerdings in letzter Zeit hervorgetreten durch 
den Versuch der Deutschen Christen, den Verband der Evangelischen Ar¬ 
beitervereine an der Saar zu sprengen und seine kirchliche und vaterlän¬ 
dische und kulturelle Arbeit zu stören. Wir treiben unsere Arbeit weiter. 
Wie eindeutig unsere politische Flaltung und kulturelle Arbeit ist und 
bleiben wird, erhellt daraus, daß das Versagen der finanziellen Mittel für 
die kulturelle Arbeit der evangelischen Kirche an der Saar uns nicht an¬ 
fechten wird. 
Der Superintendent 
der evgl. Kreisgemeinde Saarbrücken 
i. V. 
Ph. Bleek Pfr. 
Synodalassessor 
Die Pfarrkonferenz der evgl. Kreisgemeinde Saarbrücken am 19. 7. nahm 
mit stärkstem Befremden von dem Schreiben aus dem preußischen Ministe¬ 
rium für Wissenschaft, Kunst und Volksbildung und den darin enthaltenen 
schweren, unberechtigten Vorwürfen und Beschuldigungen Kenntnis und 
billigte vollinhaltlich die Antwort des stellvertretenden Superintendenten. 
Für die Richtigkeit: 
Ph. Bleek Pfr. 
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