Arbeit der evangelischen Kirche an der Saar mit der Begründung abgelehnt,
daß die im Saargebiet z. 2t. schwebenden kirchlichen Auseinandersetzungen
für die politische Einheit an der Saar schädlich seien;
daß die seitens des Ministeriums wiederholt versuchten Einigungsversuche
von den pfarramtlichen Kreisen abgelehnt worden seien;
daß, solange eine Beruhigung dieser Lage nicht eingetreten sei, eine kultu¬
relle Arbeit von kirchlicher Seite kaum wirksam geleistet werden könne.
Diese Behauptungen gehen von völlig irrigen Voraussetzungen und von
falschen Informationen aus.
Ich stelle dagegen fest:
1. Zuerst: Die kirchlichen Kämpfe sind in das Saargebiet durch niemand
anderes als durch die Deutschen Christen hineingetragen worden und zwar
trotz wiederholter Warnungen, die von den hiesigen Superintendenten seit
Mai 1933 an maßgebende kirchliche und politische Stellen im Reich gerichtet
wurden. Für die offensichtlichen Folgewirkungen auf kirchlichem Gebiet
sind nicht wir, sondern die Urheber verantwortlich und daneben die ge¬
nannten Stellen, die unsere Warnungen nicht beachtet haben. Die Deutschen
Christen haben die Gemeinden an der Saar zerrissen, der Nationalsozialis¬
mus hatte es nicht getan und tut es nicht.
2. Von einer Schädigung der politischen Einheit an der Saar durch diese
kirchlichen Kämpfe kann nicht die Rede sein. Wer es anders sagt, kennt
nicht die wirkliche Lage an der Saar oder schildert sie falsch. Durch die
kirchlichen Kämpfe wird kein Evangelischer im Saargebiet vaterländisch
erschüttert; im Gegenteil: die eindeutig vaterländische Haltung der kirch¬
lich bekämpften evangelischen Pfarrer wirkt um so stärker. Das ist den
politischen Führern an der Saar auch wohl bewußt.
Es könnte nur dann von einer Schädigung der politischen Einheit durch
diesen kirchlichen Kampf geredet werden, wenn die Gleichung zurecht be¬
stünde: Nationalsozialismus — Deutsche Christen; das ist aber angesichts
der wirklichen Tatbestände eine Unmöglichkeit.
Diese politische Einheit wird nicht einmal durch den bereits erfolgten Ein¬
bruch der „Deutschen Glaubensbewegung“ gestört, gegen die wir denselben
unaufgebbaren Kampf und zwar mit den von uns allein gebrauchten Waffen
des biblischen Wortes und des reformatorischen Bekenntnisses auf das
schärfste zu kämpfen gezwungen sind. Das stört unsere vaterländische
Einigkeit nicht.
Wenn früher gewisse Kreise jene kirchlichen Auseinandersetzungen glaubten
für ihr politisches Geschäft ausbeuten zu können, so trifft die Schuld dafür
wiederum einzig und allein die Deutschen Christen durch ihre unheilvolle
Verquickung und geradezu Ineinsetzung von Kirchlichem und Politischem.
Dasselbe gilt für die Auswirkungen zum Ausland hin.
3. Bezüglich der in dem Schreiben des Ministeriums erwähnten Versuche,
eine Einigung herbeizuführen, muß gesagt werden, daß es in den kirchlichen
Kämpfen nicht um eine Einigung durch taktische Kompromiß Verhandlungen
geht.
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