rats und während mehrerer Jahre Chefredakteur der „Arbeiter-Zeitung“
war. In Gewerkschaftsversammlungen und im Landesrat wußte er die KPD-
Saar beredt zu vertreten. Sein Heimatort Ludweiler und der Warndt blieben
Hochburgen des saarländischen Kommunismus. Die Kommunisten aus Lud¬
weiler konnten 1924 und 1928 sogar jeweils zwei Landesratssitze erhalten.
Für eine stärkere Verbreitung des Kommunismus im Warndt waren auch die
lothringischen Einflüsse von Bedeutung. Die Arbeiterschaft aus Ludweiler
und den umliegenden Dörfern arbeitete vorwiegend in den lothringischen
Gruben des Grenzgebiets und stand dadurch mit der radikaleren und teil¬
weise entwurzelten Arbeiterschaft dieser Betriebe in Kontakt. Für die Ver¬
breitung des Kommunismus im saarländischen Raum waren zwar die Be¬
triebe und die propagandistische Arbeit der Kommunisten in diesen von
Bedeutung, aber eine Organisation fester Betriebszeilen wie örtlicher Komi¬
tees als Basis der Parteiorganisation wurde von den Kommunisten im Saar¬
gebiet erst gegen Ende der Entwicklung versucht, als die Auseinandersetzung
mit dem Nationalsozialismus und der Einfluß der deutschen Emigranten
den Übergang zur Illegalität anbahnten53. Auch die paramilitärische Orga¬
nisation der Partei, der Rotfrontkämpferbund, begann erst nach 1928 im
Saargebiet langsam in Erscheinung zu treten. So fehlte der Kommunistischen
Partei des Saargebiets jenes feste innere Organisationsgefüge der totalitären
Parteien, das in Parteiapparat und Kaders die Instrumente für den Tag der
Machtübernahme bereithält53a. Die Organisationsanlage der saarländischen
KP erinnert eher an den Typ der Massenpartei, wenn die Partei auch nur
einen relativ kleinen Stamm fester Mitglieder besaß und erst in der Welt¬
wirtschaftskrise eine große Zahl von Wählern gewinnen konnte.
Das Anwachsen des Kommunismus vollzog sich in ausgesprochenen Arbeiter¬
orten. Ein Vergleich der Wahlergebnisse der einzelnen Jahre mit der Ar¬
beiterstruktur (Hütten- und Bergarbeiter) und der Konfessionszugehörigkeit
kann nur zu einigen wenigen Aussagen gelangen. Ein steiler Anstieg der
kommunistischen Stimmen war in fast allen Arbeiterorten zu verzeichnen.
In den ländlichen Gebieten war aber die Ausgangsbasis so schmal, daß mit
wenigen Ausnahmen54 der prozentuale Anteil der kommunistischen Stim¬
men unter dem saarländischen Durchschnitt blieb. In den großen Arbeiter¬
orten im Industriezentrum stieg dagegen der Prozentsatz über 30, häufig
sogar über 40 Prozent der Stimmen an55. Dabei ist in den überwiegend
evangelischen Orten ein etwas geringerer Rückgang an sozialdemokratischen
53 Vgl. dazu unten S. 281 f.
53a Über die totalitären Parteien vgl. z. B. Schieder, Die Grundlagen und Epochen
des Parteiwesens, in: Staat und Gesellschaft im Wandel unserer Zeit, München 1958,
S. 163. Uber die Versuche der saarländischen KP zum Ausbau zur totalitären Partei
vgl. einen Ber. im GStA München XV-b-1 vom 9. 11. 1931.
54 Z. B. in Außen (Krs. Saarlouis) stiegen die kommunistischen Stimmen 1932 auf
41,8 %, während sonst ländliche Orte mit einem ungewöhnlich hohen Anteil kom¬
munistischer Stimmen bei etwa 24 °/o lagen (Urweiler, Lisdorf). Angaben dazu siehe
Straus, a. a. O., S. 123 ff.
55 Z. B.: Anteil der kommunistischen Stimmen 1932: Merchweiler: 36,4 °/o; Elvers¬
berg: 30,7 %>; Dudweiler: 41,6 °/o (Prozentzahlen nach E. Straus, a. a. O., S. 123 f.).
198