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großzügiger definierten Grenzregionen2 (z.B. Euregios entlang der deutsch-niederländischen Grenze,
PAMINA oder auch der Saar-Lor-Lux-Raum, s. Kap. 2.3.2) sind es diese Gebiete, in denen sich die
grenzspezifischen Probleme am deutlichsten manifestieren. Dies hatte zur Folge, daß sich in den meisten
grenznahen Gemeinden eine gewisse „Tradition“ im sehr pragmatischen und zielorientierten Umgang
mit diesen Problemen existiert. Die hier gewonnenen Erfahrungen bilden die Grundlage für eine heute zu
beobachtende stärkere Institutionalisierung der Zusammenarbeit, die in der Regel von einer großen poli¬
tischen Entschlossenheit der lokalen Akteure zu gemeinsamem Handeln geprägt ist. So widmet sich die
kommunale grenzüberschreitende Kooperation heute längst nicht mehr nur „defensiven“ Problemlösun¬
gen wie in Fragen des Katastrophenschutzes, des Grenz Verkehrs u.ä., sondern wird verstärkt zu einer
„offensiven“ Strategie, die auch konfliktreiche Projekte, wie beispielsweise die interkommunale Ent¬
wicklung von Gewerbegebieten, nicht scheut.
Die lokale Ebene kann auch als Fundament der regionalen grenzüberschreitenden Zusammenarbeit
angesehen werden, die sich ohnehin auf die Gemeinden innerhalb des Grenzsaums konzentriert: „Ein
ganz entscheidender Punkt für die grenzüberschreitende Kooperation“ ist, laut MOLL (1994:76e), „der
Verzicht auf ‘territorialen Ballast’. Teilräume in einer Entfernung von mehr als 40-50 km von der Gren¬
ze werden von dieser praktisch nicht mehr beeinflußt, sie belasten vielmehr mit ihren ganz ‘normalen’
Problemen die grenzüberschreitende Diskussion“. Dies bestätigt und spezifiziert GONIN: „[...] si
Tobjectif est de définir de nouveaux périmètres transfrontaliers, ceux-ci, pour avoir une réalité matériel¬
le, doivent être [...] en conformité avec des bassins de vie“ (1994:65).
Europäische Union
—
Supraebene
—
Maastrichter Verträge,
EU-Richtiinien / -Organe
etc.
ffT
Nationalstaaten
—
Makroebene
—
Staatsverträge,
Regiemngskommissionen,
Nationale Gesetzgebung
etc.
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Regionale
Gebietskörperschaften
—
Mesoebene
—
Regionalkommissionen,
Parlamentarierräte
etc.
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i
M
k
r
Lokale
Gebietskörperschaften
—
Mikroebene
—
Arbeitsgemeinschaften,
EUREGIOS u.ä.,
Zweckverbände
etc.
Partner
Kooperationsebenen
Institutionen
Entwurf + Darstellung: Christian SCHULZ (1997)
Abb. 1: Die Ebenen der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit in der EU
Die lokale Ebene oder Mikroebene (s. Abb. 1) der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit steht
somit im Mittelpunkt der vorliegenden Arbeit. Sie kann jedoch keinesfalls isoliert betrachtet werden,
sondern muß in ihrer engen Wechselwirkung mit den übergeordneten Politikebenen untersucht werden.
2
s. Definition in Kap. 1.2