Full text: Interkommunale Zusammenarbeit im Saar-Lor-Lux-Raum

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10 Fazit und Ausblick 
Unabhängig von der terminologischen Diskussion haben die betrachteten kommunalen grenzüber¬ 
schreitenden Kooperationsnetze eine beachtliche Vielfalt von gemeinsamen Projekten entwickelt sowie - 
in Teilen - eine weitreichende ideelle wie materielle Institutionalisierung erfahren. Dieser sich in den 
letzten Jahren deutlich intensivierende Prozeß beruht insbesondere auf folgenden Ursachen: 
• Der voranschreitende politische Einigungsprozeß in Europa und der damit verbundene Bedeutungs¬ 
schwund der Binnengrenzen der EU haben die Einsicht in die Notwendigkeit einer stärkeren grenz¬ 
nachbarschaftlichen Abstimmung und Kooperation zu steigern vermocht - sowohl bei der Bevölke¬ 
rung als auch bei den politisch Verantwortlichen. 
• Die finanzielle Unterstützung derartiger Aktivitäten, z.B. durch die Zuweisungen aus der Gemein¬ 
schaftsinitiative INTERREG, hat zahlreiche Initiativen in den unterschiedlichsten Problembereichen 
generiert, in Einzelfällen gar zum erstmaligen Kontakt zwischen heutigen Projektpartnem geführt. 
• In den Gebieten mit einer bereits mehrjährigen Erfahrung in der grenzüberschreitenden Zusammen¬ 
arbeit läßt sich zudem ein gewisser Selbstläufer- oder Selbstverstärkungseffekt beobachten, der auf 
wachsendem Know-how seitens der Akteure, schwindenden Berühmngsängsten mit der 
„komplizierten“ Materie, insbesondere aber auf den intensiver werdenden Kontakten zwischen den 
beteiligten Einzelpersonen beruht. 
• Überlagert und gleichzeitig begünstigt wird der Trend zur intensiveren grenzüberschreitenden Zu¬ 
sammenarbeit durch das allgemeine Bestreben lokaler Gebietskörperschaften, sich durch arbeitsteili¬ 
ge Kooperation mit nahegelegenen Städten und Gemeinden einen gewissen Vorteil im überregionalen 
Wettbewerb zu verschaffen („strategische Allianzen“). 
Eine untergeordnete Rolle scheinen in diesem Zusammenhang die Verbesserungen der rechtlichen 
Rahmenbedingungen der Kooperation darzustellen, wie sie die angesprochenen zwischenstaatlichen 
Abkommen schufen. Dennoch beinhalten die Verleihung des ius contrahendi an die Gebietskörperschaf¬ 
ten ebenso wie die nun eindeutig legitimierten Instrumente eine Aufwertung und Erleichterung der kom¬ 
munalen grenzüberschreitenden Aktivitäten, deren tatsächliche Konsequenzen zum jetzigen Zeitpunkt 
nur schwer abzuschätzen sind. 
Sieht man einmal von bilateralen Einzelprojekten im Grenzraum ab, die aus einer offensichtlichen 
Notwendigkeit resultierten (z.B. Bau einer Brücke oder einer gemeinsamen Kläranlage o.ä.), so läßt sich 
verallgemeinernd feststellen, daß überall dort, wo die grenzüberschreitende Kooperation durch den Auf¬ 
bau organisatorischer Strukturen und klare Aufgabenverteilungen zwischen den Akteuren institutionali¬ 
siert wurde, die Zusammenarbeit in ihrer Kontinuität und Verbindlichkeit in der Regel eine höhere 
Qualität erreicht bzw. sich auch auf weniger konventionelle Bereiche erstreckt (s. auch KELLER & 
STAMM 1997:22). Diese Voraussetzungen sind jedoch nicht überall gegeben, wo es der grenzüberschrei¬ 
tende Abstimmungsbedarf erwünschen ließe. So stellt auch eine von der Planungsgemeinschaft der Re¬ 
gion Trier eingesetzte Ad-hoc-Arbeitsgruppe kommunaler Vertreter fest: „Den meisten grenzüberschrei¬ 
tend tätigen Institutionen [...] mangelt es an den nötigen inffastrukturellen Voraussetzungen für eine 
kontinuierliche Arbeit“ (REGION Trier 1993:2). Die dargestellten Kooperationsnetze verkörpern solche 
infrastrukturellen Voraussetzungen, wobei die Association Transfrontalière nicht nur die anspruchs¬ 
vollsten Ziele, sondern auch erste respektable Umsetzungserfolge aufzuweisen hat (s. Document 
d'Urbanisme Commun). Auch der Interkomm-AG gelang es, beispielsweise durch die Koordination der 
INTERREG-Anträge, die Konzeption des TEMSIS-Projektes und anderer Initiativen zahlreiche Kräfte 
zu bündeln, politische Überzeugungsarbeit zu leisten und Ideen umzusetzen. Dies gilt in eingeschränkter 
Form auch für die Aktivitäten im Moseltal, wo jedoch die deutlich andere Raumstruktur weniger Ab¬ 
stimmungsbedarf bedingt und wo eine losere Form der Zusammenarbeit eher punktuelle Aktivitäten 
entfaltet hat.
	        
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