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Schaffung des Handelsstandes ein selbständiger Kaufmanns¬
stand gebildet.33) Seine Mitglieder gingen aus den Reihen der
Krämer hervor, waren aber im Gegensatz zu diesen, die nur
im Kleinen verkauften, besonders privilegiert und bevorzugt.
Zum Fache des Handelsstandes gehörten: Grosshandel, Fak¬
torei, Kommissions- und Speditionsgeschäft.
Als eine echt merkantilistische Massnahme stellt sich
auch die Neubelebung der Mainzer Messen durch den Kur¬
fürsten Ostein unter Mithilfe seines bedeutenden Staats¬
ministers, des Reichsgrafen von Stadion, dar. Die Mainzer
Messen gingen den Frankfurter Messen unmittelbar voraus
und dauerten 14 Tage. Den fremden Kaufleuten waren für die
Dauer der Messe laut kurfürstlichen Verordnungen eine ganze
Reihe Vorrechte und Freiheiten verliehen.13 14)
Das während der Regierung des Kurfürsten Friedrich
Karl von Ostein begonnene Aufblühen des Mainzer Handels
setzte sich unter seinen beiden Nachfolgern noch weiter fort.
Zur Förderung des Warenexports und -imports liess Kurfürst
Emmerich Josef 1768 das Krahnengebäude vor dem roten Tore,
auch „Roter Kranen“ genannt, errichten, der damals in ganz
Deutschland seinesgleichen nicht hatte.15 *) Weiterhin liess Kur¬
fürst Erthal einen Rheinquai aus Steinquadern erbauen und 1777
zur Sicherung der Schiffe bei Eisgang den Winterhafen vor
dem Raimunditore anlegen.
Auch das Gewerbe suchten die Kurfürsten durch Ver¬
ordnungen zu fördern. lö)
Von sonstigen Massregeln verdient die Beschränkung
der Feiertage besondere Erwähnung. In Erkenntnis, dass der
Handel und das Gewerbe von Mainz und Umgebung durch
die vielen Feiertage litten, verlegte Emmerich Josef einen
grossen Teil derselben auf die nächsten Sonntage. Dadurch
gewann die arbeitende Klasse fast einen vollen Monat.17)
b) Die wirtschaftliche Lage des Handels und Gewerbes.
Für eine gedeihliche Entwicklung des Handels waren in
Mainz alle Bedingungen gegeben. Aber trotzdem war er in
13) Gottschämmer: Die Geschichte der Organisation S. 14 ff.
14) Kirnberger: Die Handelsmesse in Mainz in der Zeit der merkan-
tilistischen Wirtschaftspolitik. Goldschmidt: Die neue Belebung der Main¬
zer Messen durch den Kurfürsten Joh. Friedrich Karl von Ostein, Frank¬
furter Zeitung 1906 Nr. 45 v. 15. Februar.
15) Werner: Der Dom von Mainz III, S. 188.
ie) Die einzelnen Verfügungen werden später ausführlich behandelt
werden.
37) Dael-Weiler, Geschichte des Handels und der Gewerbe der Stadt
Mainz Bd. 2 S. 114 ff. Werner: Mainzer Dom III, S. 209.