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Schönborn, Stadion, Ingelheim, Elz, Ostein, Walderdorf; die
Freyherrn von Dahlberg, Breitenbach, und einige andre stehen
alle jährlich zwischen 30 und 100 tausend Gulden. Nebst diesen
zählt man hier noch gegen 16 bis 18 Häuser, die jährlich 15
bis an 30 tausend Gulden Revenuen haben. Der hiesige Adel
wird für den ältesten und reinsten in Deutschland gehalten.
Die fetten Dohmpfründen und die Hofnung, aus ihrem Schoos
einen Kurfürsten zu zeugen, lokt die Familien hieher, und
macht sie auf ihre Reinheit so aufmerksam. Wie vortheilhaft
es für eine Familie sey, einen Sprossen auf dem erzbischöf¬
lichen Stul zu haben, kannst du daraus ermessen, dass der
vorige Kurfürst, der nicht der strengste Ökonom war und
nicht viel auf den Nepotismus hielt, für seine Familie gegen
900 000 Gulden zurükgelassen, wovon sie aber nur die Nutz-
niesung hat, und die nach Absterben derselben, dem Lande
anheim fallen. Sein Vorfahrer, ein Herr von Ostein, soll seiner
Familie gegen 4 Millionen rheinische Gulden hinterlassen
haben.“6)
Als dritter Wohlstandsfaktor ist die landesväterliche
Sorge der letzten Kurfürsten für ihre Haupt- und Residenz¬
stadt anzuführen.7) Mainz sollte die Metropole des geistigen
und wirtschaftlichen Lebens Westdeutschlands werden, das
war ihr stiller Wunsch, den sie zu verwirklichen suchten. Ein
„rheinisches Athen“8) sollte erstehen, eine Pflegestätte der
Kunst und Wissenschaft. Auf der anderen Seite suchten sie in
Erkenntnis der günstigen Lage, ihre Hauptstadt zu einer der
ersten Handelsplätze des Rheines zu erheben.
Zur Verschönerung der Stadt wurde unter Aufwendung
grosser Summen eine Anzahl Prachtbauten errichtet. Eine „all¬
gemeine Bautätigkeit“ kennzeichnet die Regierung der beiden
letzten Erzbischöfe. Um den Künsten und Wissenschaften eine
dauernde Pflegestätte zu bieten, restaurierte Friedrich Karl
von Erthal im Jahre 1784 die Mainzer Universität. Ungeachtet
der Opfer berief er die bedeutendsten Gelehrten, so Sömmer-
ring, Förster, als Bibliothekar, Joh. von Müller, Joh. Mich.
Engel u. a., die neben den einheimischen Kräften Vogt, Od-
mann, Frank, Roth u. a. in diesem hervorragenden Abschnitte
der Mainzer Geschichte an der Hochschule wirkten. Dieses
ausgesuchte Professorenkollegium verschaffte der Mainzer
Universität das höchste Ansehen im In- und Auslande und ver¬
lieh ihr eine erhöhte Anziehungskraft, so dass mehr als tausend
6) Briefe eines reisenden Franzosen über Deutschland an seinen
Bruder zu Paris Bd. 2, S. 435 f.
') Durnont: Die Belagerung der Stadt Mainz durch die Franzosen
im Jahre 1792 S. 5.
8) Chuquet: Mayence (1792—1793) S. 2.