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Einleitung
Arten und ihrer Zusammenhänge bedarf, diese Erkenntnis ihr aber nur von
der Logik gegeben werden kann.
Aus dem Gesagten ist zugleich ersichtlich, inwiefern auch die Logik wieder
der phänomenologischen Ergänzung bedarf. Wenn nämlich aufgeklärt wer¬
den soll, in welchem Verhältnis die Gedanken, speziell die Urteile, die Be¬
griffe und die Schlüsse, zu den verschiedenen Arten von Denkakten und zu
den intentionalen Gegenständen stehen, dann sind dazu eben solche Unter¬
suchungen nötig, die dem Gebiete der Phänomenologie angehören.
6. Übersicht über das Folgende
Im folgenden soll nun von den speziellen Gedankenarten nur das Urteil
untersucht werden. Und zwar soll sogleich mit der Betrachtung des Urteils
begonnen werden, nicht weil die Begriffe eigentlich auch Urteile wären, wie
man manchmal behauptet hat, sondern weil die Untersuchung der Begriffe
ganz besondere Schwierigkeiten bietet. Die Urteile sind zunächst im all¬
gemeinen leichter festzuhalten und leichter in ihrem Wesen zu erkennen, als
die Begriffe rein für sich genommen. Durch die Betrachtung der Urteile wird
der logische Blick geschärft und beständiger gemacht, so daß er dann auch
die Begriffe leichter erfassen kann. Außerdem aber läßt die genauere Analyse
des Urteils bestimmte Begriffe deutlich hervortreten, die sich sonst der Be¬
trachtung gern entziehen und die in der Tat von der Logik bisher fast völlig
übersehen worden sind. Nachdem also im ersten Abschnitt die Lehre vom
Urteil behandelt worden ist, soll im zweiten Abschnitt die Lehre vom Begriff
folgen. Sie wird vor allem durch die neuen Beiträge, die darin gegeben wer¬
den sollen, den eigentlichen Hauch und das eigenartige Wesen der reinen
logischen Gegenstände spürbar machen, die in der überlieferten Logik noch
gar nicht recht hervorgetreten sind.
In dem dritten Abschnitt sollen dann die obersten logischen Grundsätze
dargestellt werden und zwar so, daß sie von einer einheitlichen Deutung neu
belebt werden, nachdem sie solange einen unverständlichen Trümmerhaufen
gebildet haben.
Den Abschluß soll der vierte Abschnitt mit der Lehre vom Schluß bilden,
in der Ansätze zu einer Neubildung gegeben werden sollen.