Sätze über die Wahrheit und Falschheit von Urteilen
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Gegenstand diejenige Prädikatsbestimmtheit in derselben sachlichen Ein¬
heitshinsicht gedanklich abspreizt, die ihm das Urteil behauptend hinzusetzt,
so ist das Urteil notwendig falsch. Das positive Urteil ist dann mit einem
inneren Widerspruch behaftet. Da es sowohl ein Bestimmungs- als auch ein
Attributions- oder ein Seins- oder ein Relationsurteil sein kann, so gilt, daß
jedes positive Urteil überhaupt, das einen inneren Widerspruch enthält, not¬
wendig falsch ist. — Wenn der Subjektsbegriff in einem Urteil diejenige Prä¬
dikatsbestimmtheit in derselben sachlichen Einheitshinsicht zu seinem Ge¬
genstand gedanklich positiv hinzusetzt, die das Urteil selbst behauptend von
ihm abspreizt, so enthält das Urteil ebenfalls einen Widerspruch in sich und
ist notwendig falsch. Also sind auch alle negativen Urteile, die einen inneren
Widerspruch enthalten, notwendig falsch. — Wird beides zusammengefaßt,
so ergibt sich der spezielle Satz vom Widerspruch, der besagt: »Jedes in sich
widerspruchsvolle Urteil kann unmöglich wahr sein.«
Hiermit haben wir die obersten logischen Grundsätze als Sätze über die
Wahrheit und Falschheit von Urteilen entwickelt und zu den überlieferten
Sätzen noch einige neue hinzugefügt.