Individual-, Art- und Gattungsbegriffe
139
gen niedersten Arten baut sich also ein streng geordnetes System niederer
und höherer Arten pyramidenförmig auf.
Sind nun die individuellen Exemplare reale, in den kausalen Zusammen¬
hang der Wirklichkeit verflochtene Gegenstände, so sind die ihnen über¬
geordneten Arten und Gattungen, von den niedersten bis zu den höchsten,
diesem Zusammenhang der Wirklichkeit ganz entzogen. Obgleich sie in den
individuellen Exemplaren Vorkommen, so bilden sie doch ein besonderes
Reich von Gegenständen, das zeitlos, völlig unberührt von den Schicksalen
der Individuen, über ihnen schwebt. So sind z. B. die einzelnen realen Fich¬
ten in den kausalen Zusammenhang der Wirklichkeit verflochten. Aber die
ihnen zugehörigen Arten und Gattungen, nämlich die Fichte, der Nadel¬
baum, der Baum und die Pflanze, sind völlig unberührt von den Schicksalen
der einzelnen realen Fichten. Mögen diese abgehauen und verbrannt werden
oder verdorren oder weiterleben, jene Arten und Gattungen bleiben an Inhalt
und Zahl ganz unverändert. Während also die Anzahl der realen Indivi¬
duen unbeschränkt variabel ist, ist die Anzahl der niedersten und der höheren
Arten konstant.
Die Einteilung der Gegenstandsbegriffe in Individual-, Art- und Gat¬
tungsbegriffe geschieht nach der Art der gemeinten Gegenstände, nämlich
danach, ob diese Individuen, Arten und Gattungen sind. Sie ist also keine
rein logische, sondern eine ontologische Einteilung.
Wenden wir uns nun wieder unserem obigen Beispiel zu, um das Ver¬
hältnis der Gegenstände und der Begriffe zueinander zu verfolgen. Steigt
man in der angegebenen Gegenstandsordnung von einer höheren Art, etwa
von der Gattung Farbe, herab zu den verschiedenen Farbenarten, so wird
der allgemeine Gegenstand Farbe, der in den einzelnen Farbenarten vor¬
kommt, in ihnen zu den speziellen Farbenqualitäten weiter bestimmt. Zu¬
gleich wird also der Begriff »Farbe« beim Übergang zu den Begriffen der
verschiedenen Farbenarten Rot, Gelb, Grün, Blau und Violett in seinem
Inhalt vermehrt durch die speziellen Zielungen auf die Besonderheiten dieser
verschiedenen Farbenarten. Geht man dann noch weiter herunter zu den
niedersten Arten, also zu den verschiedenen Nuancen, die jeder einzelnen
der verschiedenen Farbenarten noch zukommen können, so wird der, durch
den ersten Schritt schon determinierte allgemeine Gegenstand Farbe noch
weiter determiniert, und zwar nach verschiedenen Richtungen; hier, wo er
schon zu Rot determiniert war, zu dessen verschiedenen Nuancen; dort, wo
er schon zu Gelb determiniert war, zu dessen verschiedenen Nuancen usw.
Dementsprechend wird der Inhalt des Begriffs »Farbe«, der bei dem ersten