Full text: Grundlegung der Dialektik

1. Allgemeine Grundlegung der Dialektik der Metaphysik 
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nähme ganz und restlos innerhalb der Strömungen des Lebens sind 
logisch ein Ding der Unmöglichkeit. Die Metaphysik der Lebens¬ 
dialektik muß und wird genau und hingebungsvoll die vielver¬ 
schlungenen Strömungen der Wirklichkeit behorchen, die reizvolle 
Buntheit und das paradoxe Wechselspiel ihrer Gestalten beachten. 
Sie muß und wird bemüht sein, neue Tiefen und neue Struktur¬ 
verhältnisse des Lebens zu ergrübeln und aufzudecken, um die 
Paradoxie des Lebens in aller ihrer Bewegtheit soweit widerzu¬ 
spiegeln, als es einer theoretischen, also vom Leben doch immer in 
irgendeiner Weise abgezogenen Betrachtungsart überhaupt ver¬ 
gönnt ist. An einer Dialektik der Metaphysik arbeitet sozusagen 
das Leben selber mit. Aber auch umgekehrt fördert eine solche 
Dialektik das Dahinströmen des Lebens, weil sie ihm dazu verhilft, 
seinen eigenen Sinn zu erfassen, seine Voraussetzungen, sein Wollen 
und seine Ziele zu verstehen, mit anderen Worten ihm das Mittel 
bietet, um seinen in ihm ruhenden Logos zu erfassen. Also darf eine 
Metaphysik der Lebensdialektik weder die Urwüchsigkeit des Lebens 
selber noch die verpflichtende Formkraft einer in Kategorien sich 
aussprechenden Erkenntnis geringachten oder gar mißachten. Ihr 
tiefstes Ringen wird vielmehr darauf gerichtet sein, im Unterschiede 
von dem alten und traditionellen Formbegriff, einen solchen Form¬ 
begriff zu erarbeiten, der in seiner Struktur die Problematik der 
Lebenswirklichkeit ahnen und anklingen läßt, ohne dabei die logi¬ 
schen Forderungen begrifflicher Bestimmtheit hintanzusetzen.- 
Aus diesen Gründen umschließt auch die Wendung zur Meta¬ 
physik und die ganze Entwicklung der metaphysischen Forschung 
der Gegenwart eine eigentümliche Wendung und Entwicklung des 
Rationalismus. Wir sehen aller Orten Bestrebungen am Werke, die 
auf die Ausbildung bzw. auf die Umbildung des traditionellen 
Rationalismus und Idealismus zu einem dialektischen 
Rationalismus und dialektischen Idealismus hindrängen. 
Das geschieht sogar noch weit über diejenige Stellung hinaus, die 
Hegel bei seiner dialektischen Auffassung und Verwendung des 
Begriffs und bei seiner ganzen dialektischen Erkenntnisart einnahm. 
Zwar hat bereits Dilthey in seiner bahnbrechenden „Jugend¬ 
geschichte Hegels“ (1905) das immer wieder gläubig und kritiklos 
aufgenommene Dogma von dem Rationalisten und Panlogisten 
Hegel widerlegt. Er hat in Hegel mehr als einen irrationalen Ein¬ 
schlag entdeckt; und so kann die Bezeichnung, mit der Ludwig 
Feuerbach 1839 die Philosophie Hegels dadurch zu brandmarken
	        
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