5. Das religiöse Motiv
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mythischer Weise das Jenseits der Erscheinung an, das, wovon
diese getragen, wodurch diese überhaupt erst möglich wird. Schon
im Akt der Frage vollzieht sich unter der Einwirkung jener Motive
die Hypostasierung der Idee des Jenseits zur Wirklichkeit der¬
selben. Die kausale Macht der Erscheinungszusammenhänge
schmilzt, sie wird vergeistigt und idealisiert durch ihre Geborgenheit
in einer ewigen Macht. Vom Standpunkt des wissenschaftlichen
Positivismus aus hat die Erscheinung sich selbst mit ihrem Recht
belehnt, ist sie nur durch ihresgleichen bestimmt, nur von ihres¬
gleichen abhängig. Mit der entschiedensten und berechtigsten, ja
mit unabweisbar notwendiger Vorsicht vermeidet es die positive
Wissenschaft, für die Entstehung und die Auswirkung des Er¬
fahrungsbereiches eine Gesetzlichkeit anzuerkennen oder auch nur
nach einer Gesetzlichkeit zu fragen, die nicht ausschließlich für die
diesseitige Welt gültig und zuständig wäre, die einen anderen Wert
hätte als den, das erfahrungsmäßige Zustandekommen und den
erfahrungsmäßigen Verlauf der Erscheinungen zu ermöglichen und
sicherzustellen.
In demselben Augenblicke jedoch, in dem die metaphysische
Fragestellung einsetzt, vollzieht sich bereits in ihr und durch sie
noch vor der Erteilung irgendeiner Antwort der denkbar stärkste
Wandel in und mit dem Begriff der Erscheinungen! Die Ketten,
von denen die Erscheinungen gehalten werden, jene positiv-kausalen
Gesetzeszusammenhänge werden nicht etwa gesprengt. Am Er¬
fahrungsbestand und an seiner Gesetzlichkeit wird schlechterdings
nichts geändert. Nur wird von der anderen Welt aus, in der der
metaphysische Geist heimisch ist, das Ganze jener Erfahrungs¬
wirklichkeit aus dem Rahmen seiner Endgültigkeit hinausgeschoben
und, um kantisch zu sprechen, auf die „Totalität seiner Bedingungen“
übertragen. Dadurch erfolgt keine Schädigung seiner Gegenständ¬
lichkeit. Nur wird es sozusagen durchsichtig gemacht, indem jetzt
die Erkenntnis entsteht, daß seine Stützen transzendente Siche¬
rungen und ideelle Werte sind.
Diese Umbildung ist, was wir besonders anmerken wollen, nicht
auf das Reich der Naturerscheinungen beschlossen. Zwar pflegt die
metaphysische Interpretation der Wirklichkeit sich gern auf das
Reich der Natur zu beziehen, wie denn die Naturphilosophie seit
alters her ein Hauptkapitel und einen Lieblingsgegenstand der
traditionellen Metaphysik bildet. Ist aber die metaphysische
Deutung des seelischen Lebens und damit die metaphysi-