Full text: Grundlegung der Dialektik

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II. Von der Pflicht zur Metaphysik 
Möglichkeit einer adäquaten Befriedigung, denn sie weist sie auf die 
Existenz einer absoluten Welt hin, die uns die sichere Gewähr für 
die Verwirklichung der ewigen Aufgaben unseres Lebens bietet, 
weil diese Existenz die Welt der ewigen Aufgaben schlechthin, weil 
sie die absolute Sinnwelt, platonisch gesprochen, die Welt der Ideen 
ist. Dieser Durchbruch ,,aus der Sinne Schranken in die Freiheit der 
Gedanken“ zu „den heitern Regionen, wo die reinen Formen wohnen“, 
ist nicht bloß eine Tat, die wir der idealistischen Kunst, sondern eine 
Erhebung, die wir in nicht geringerem Grade der idealistischen Meta¬ 
physik und dem in ihr wirksamen moralischen Motiv verdanken. 
4. Das ästhetische Motiv. 
Die Eigentümlichkeit und die Autonomie der Metaphysik sind 
nicht vollauf verständlich und begründet, wenn an ihrer Erzeugung 
ausschließlich das intellektuelle und das moralische Motiv beteiligt 
wären. Wir wissen, wie schwer es ist, mit einwandfreier Sicherheit 
eine Grenze zwischen Sittlichkeit und Kunst zu ziehen, und wie oft 
führende Ethiker, aber noch häufiger führende Ästhetiker, eine un¬ 
aufhebbare Wechselbeziehung zwischen jenen beiden Gebieten, in 
unserer Sprache eine Wechselbeziehung zwischen dem moralischen 
und dem ästhetischen Motiv, aufgedeckt haben und zu fördern 
suchten. Nicht etwa in der etwas spießbürgerlichen Auffassung, als 
sei der Kunst die ausdrückliche Aufgabe zu stellen bzw. gestellt, 
sittlich und erzieherisch zu wirken, nämlich durch die Entfachung 
edler Leidenschaften wie z. B. durch die Erweckung einer hohen Be¬ 
geisterung. Sondern so, daß sie für den Gedanken eintreten, die 
Form des sittlichen Handelns und diejenige Gedankenbildung, die 
zu einem solchen Handeln führt, tragen die Züge künstlerischer 
Gestaltung bzw. müssen solche Züge tragen. Dabei ist diese künstle¬ 
rische Gestaltung keineswegs im Sinne einer nur äußerlichen Ein¬ 
kleidung und Zurechtmachung zu verstehen. Sie gehört vielmehr 
organisch und innerlich zu dem Wesen des sittlichen Wollens und 
Handelns als die ihm unerläßliche Form seiner Bekundung. Ja noch 
mehr: Das höchste sittliche Handeln spricht sich, gleich der höchsten 
Form der Erkenntnis, unweigerlich in der Gestalt der Schönheit 
aus. Das vollendet Wahre und das vollendet Gute und das vollendet 
Schöne stehen, wie Plato lehrt, in einer dialektischen Korrelation 
zueinander, wobei es schwer, wenn nicht unmöglich ist, anzugeben, 
welchem Prinzip der Primat in der Herstellung dieses Netzes frucht¬
	        
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