Full text: Grundlegung der Dialektik

VIII 
Vorwort 
geschichtlicher Antriebe annehmen. Das Recht der Metaphysik 
und das Recht zur Metaphysik fließen aus der Idee und 
aus dem Rechte der Philosophie selber. 
Jede gedankliche Unternehmung, die darauf abzäelt, zu dieser 
Idee und zu diesem Rechte der Philosophie vorzudringen und sich 
mit dieser Idee und mit diesem Rechte auseinanderzusetzen, sieht 
sich nicht bloß immer wieder vor die Aufgaben und Fragen der 
Metaphysik gestellt, sondern sie erweist sich auch selber immer als 
getragen von metaphysischen Kategorien und erfüllt von einer meta¬ 
physischen Gesinnung. Kein Zug in einer wirklich philosophischen 
Leistung vermag der metaphysischen Gesichtspunkte und der 
Heranziehung metaphysischer Konstruktionsprinzipien zu ent¬ 
behren. Aus diesem Grunde ist auch die Bearbeitung der eingangs 
erwähnten Frage nur von einer metaphysischen Einstellung und 
von einer Metaphysik aus in Angriff zu nehmen und durchzuführen. 
Jede Behandlung dieser Frage erfolgt, wenn sie dem Geiste der 
Metaphysik gerecht werden will, bereits im Geiste der Metaphysik 
und stellt mithin selber einen Beitrag zur Metaphysik und ein Stück 
Metaphysik dar. 
Wenden wir diese Erkenntnis auf unseren Fall an. Es zeigt sich 
dann auch die vorliegende Arbeit als die sachlich gebotene 
Verbindung von zwei zusammengehörigen und eng mit¬ 
einander versponnenen Untersuchungen, wie das jeder 
philosophischen Betrachtung eigentümlich ist, die den 
kritischen Charakter wahren, also ihre Beziehung zum 
kantischen Kritizismus nicht preisgeben will. Denn die 
einzigartige Problematik der Metaphysik bekundet sich nach einer 
Richtung in der unabweisbaren Forderung, daß jeder metaphysische 
Versuch, wenn er nicht der außerphilosophischen Haltung des Dog¬ 
matismus verfallen will, seine eigene Möglichkeit und Berechtigung 
prüfen und die Geltung jedes seiner Schritte von Anfang an kritisch 
beglaubigen muß. Schon der Ansatz zu einer Metaphysik verlangt 
nach einem begründeten Ausweis; d. h. die Metaphysik hat die 
Pflicht, ihre Voraussetzungen und ihre Ergebnisse nicht einfach 
vor uns auszubreiten, sondern sie aus der Vernunft abzuleiten, 
durch die Vernunft zu verbürgen, also ihre Autonomie durch sich 
und in sich zu verankern. 
Deshalb bezieht sich die eine Untersuchungsreihe der 
Metaphysik, die wir auf den folgenden Blättern vorlegen, auf 
die Aufgabe einer kritischen Phänomenologie der Meta¬
	        
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