Full text: Die Baukunst der Renaissance in Italien

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VII. Kapitel 
DIE FORMENBEHANDLUNG DES 
16. JAHRHUNDERTS 
§ 49 
Vereinfachung des Details 
Mit dem Eintritt des 16. Jahrhunderts vereinfacht und verstärkt sich 
das bauliche Detail. Es war ein neuer Sieg des florentinischen Kunst¬ 
geistes über das übrige Italien. 
Das außertoscanische Italien der Frührenaissance war mehr von den 
ornamentalen Arbeiten der Florentiner als von der einfachen Größe 
ihrer Bauten berührt worden; jetzt erst siegt, nicht die Einzelform, 
sondern der Geist eines Pal. Pitti, Pal. Gondi, Pal. Strozzi (§39) über¬ 
all. Bramante (1444 bis 1514), von welchem nun das meiste abhing, 
war allerdings ein Urbinate, und die große Veränderung, die um 1500 
in ihm vorging, wird bei Vasari mit seinen Vermessungen in Rom 
(§ 27) und a. a. O. in Verbindung gebracht, allein dies schließt die un¬ 
vermeidliche Einwirkung der florentinischen Bauten auf ihn nicht aus. 
Das gesteigerte Studium des Vitruv (§28) ist von dieser neuen Rich¬ 
tung teils Wirkung, teils Ursache, je nach dem einzelnen Fall. 
Die Vereinfachung der Form wurde teils aus bestimmten Römerbauten, 
teils aus allgemeinen Gesichtspunkten gerechtfertigt. Damit war untrenn¬ 
bar verbunden ein stärkeres plastisches Hervortreten, um sich an den 
zum Teil gewaltigen neuen Bauten vernehmbar zu machen, vermöge des 
stärkern Schattenschlages. 
Serlio, architettura, L. III,/0/. 104, vgl. L. VII,/0/. 120, 126. Er be¬ 
ruft sich auf das Kolosseum, auf den Bogen von Ancona und selbst 
auf das Pantheon, dessen korinthische Ordnung nur sehr weniges, 
aber wohlverteiltes Detail habe, und polemisiert gegen die »dem Ge¬ 
schmack der Menge huldigenden« Baumeister, welche die ornamen¬ 
talen Glieder vollständig nach den reichern Beispielen gäben. Durch 
das viele »Gemeißelte« (intagli) würden die Fassaden nur verwirrt und 
affektiert. 
In der Tat gab man die vegetabilische Ausdeutung, welche die rei¬ 
chere antike Baukunst ihren Profilen verliehen (Blattreihen, Perlstab 
usw.) und welche schon die Frührenaissance nur sehr ungleich (und 
vielleicht nur am Triumphbogen des Alfons im Castello nuovo zu 
Neapel, § 109, vollständig) angewandt hatte, jetzt völlig preis und be¬ 
schränkte auch die Kapitellformen auf das Notwendige. (Das Kanne- 
lieren, vgl. § 35.) Ja man fand den Reichtum, auch wo man ihn aus-
	        
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