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berühmte Kästchen Klemens VII. mit den in Kristall geschliffenen Hi¬
storien des Valerio Vicentino befindet. - Eine Onyxvase zu Neapel.
Im 16. Jahrhundert waren die venezianischen Privatkabinette reich
an solchen Sachen. Aufzählung beim Anonimo di Morelli, bei Anlaß
der Sammlungen Odoni, Antonio Foscarini, Franc. Zio, Mich. Con-
tarini. Eine Kristallschale aus fünf Stücken in silbervergoldeter Fas¬
sung, mit eingeschliffenen Historien des alten Testamentes, war von
Cristoforo Romano; - eine größere dreihenklige Porphyrschale von
Piermaria da Pescia, welcher 1494 beim Einzug der Franzosen in Rom
dies Werk unter die Erde vergrub; nachher wurde dasselbe mehrmals
für antik verkauft. (Somit wäre wenigstens die reichere Arbeit in Por¬
phyr schon unter Alexander VI. zu Rom erreicht gewesen.) - Außer
den Vasen aus kostbaren Stoffen besaßen dieselben Sammler auch an¬
dere von damaszenischer Erzarbeit, von Porzellan, Glas usw. Dagegen
noch keine skulpierten Elfenbeingefäße.
Lomazzo (p. 345) rät für den Inhalt der Reliefs an Schalen und Ge¬
fäßen Liebesgeschichten der Seegötter und Flußgötter, wobei der Kom¬
ponist in der Tat am leichtesten der Phantasieform jedes Gefäßes folgt
und am freisten über die Linien gebietet. (L. könnte hier vielleicht mar¬
morne Brunnenvasen meinen, seine Ansicht gilt aber auch für silberne
Gefäße, welche öfter dergleichen darstellen.)
§ 185
Schmuck, Waffen und Siegel
Die weibliche Festracht war bisweilen sehr reich an Schmuck aller Art
mit Gemmen; das übliche Prachtstück der Männertracht war die Medaille
am Barett.
Über die Medaillen als besondere Kunstgattung ist hier nicht die
Stelle zu reden. Die goldenen und emaillierten, deren Figuren oft fast
ganz frei vortraten, haben hauptsächlich als Zierde der Barette gedient;
der größte Meister darin war Caradosso; Benv. Cellini, trattato I, c. 5.
Bei einem römischen Kirchenfest zu Raffaels Zeit (1519, s. Gaye,
carteggio I, p. 408) werden einige auf einer Estrade anwesende Damen,
zum Teil wahrscheinlich Buhlerinnen, beschrieben: Lucia Bufolina,
Kleid von Silberbrokat, Gürtel von gesponnenem Gold mit vier email¬
lierten Kaiserköpfen, - Sofonisba Cavaliera, Gürtel mit antiken Gold¬
münzen, - Faustina degli Alterii, goldener Stirnreif mit den zwölf
emaillierten Zeichen des Tierkreises, - Imperia Colonnese (etwa die
§ 156 erwähnte), Gürtel von goldenen Knöpfen (vgl. Raffaels Johanna
von Aragonien) und eine emaillierte palla (?), worauf alle Elemente
künstlich abgebildet waren, - Sabina Mattuzza, Gürtel von kunstreich
verbundenen Goldmünzen, Karneolen und Jaspen.
Diese einzige Aussage gestattet weitere Schlüsse als alle wirklich er¬
haltenen Überreste dieser Art.