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späten Zeit sein mag. Nächst diesem, obwohl erst aus dem Anfang des
17. Jahrhunderts, das Gewölbe der Vorhalle von S. Peter, von Carlo
Maderna.
Menge von einzelnen Prachtkapellen, zumal in Rom, seit etwa 1560;
die Gewölbe um soviel derber und bunter als der Stil der Altar- und
Wandgemälde naturalistischer, ihr vorherrschender Ton dunkler wird.
Um 1587 war ein Räsonnement möglich wie das des Armenini (de'
veriprecetti della pittura, p. 193): die Alten seien auf die Idee der Grot-
tesken gekommen durch den Anblick zufälliger Mauerflecke, daher sei
diese Gattung ohne alle Regel und voll von jeglicher Freiheit; allerdings
(p. 195) seien sie jetzt nach kurzer Blüte rasch heruntergekommen, weil
man den Ignoranten gefallen wolle, percioche le si dipingono crude, confuse
et piene di sciocchi inven^ioni, per li molti campi troppo carichi di bei colori che
sono fuor di misura etc. (Woher soll aber Maß und Schönheit kommen,
wenn man einen bloß zufälligen Ursprung zugibt und nicht ahnt, daß
die antiken Dekorationen von verzierten Bauformen abgeleitet sind?
Schon aus Vitruv VII, 5 wäre etwas anderes zu lernen gewesen.)
In Venedig und Neapel siegten inzwischen vollständig die Flach¬
decken mit großen Einteilungen für Gemälde (§ 15 9)-
VIII. Kapitel
GOLDSCHMIEDEARBEIT UND GEFÄSSE
§ 180
Allgemeine Stellung dieser Kunst
Die Goldschmiedekunst der Renaissance aus den vielen Nachrichten
und wenigen und unzugänglichen Überresten für die Betrachtung eini¬
germaßen vollständig herzustellen, ist uns umnöglich. Die Aufgaben
bleiben meist dieselben wie zur gotischen Zeit, in den Nachrichten aber
wird auf die große Stilveränderung kaum hingewiesen.
Was für die Welt verlorengegangen durch spätem Raub und durch
Einschmelzung (vgl. z. B. Varchi, stor.fior. IV, 89), läßt sich ahnen,
wenn man erwägt, daß Brunellesco, Ghiberti, L. della Robbia, Maso-
lino, Pollajuolo, Verrochio, Finiguerra, Domenico Ghirlandajo, San¬
dro Botticelli, Andrea del Sarto u. a. teils als Goldschmiede begannen,
teils es blieben. Die Goldschmiede waren in den wichtigem Kunst¬
orten ein großes Gewerbe von erstem Rang. Die Statuten derjenigen
von Siena 1361 bei Milanesi I,p. 57 und bei Gaye, carteggio I, p. 1 zei¬
gen dies deutlich. Florenz hatte um das Jahr 1478 zwar nur 44 bot-
teghe d’orefici, argentieri, gioiellieri (Fabroni, Laurent, magn. Adnot. 200),
aber es waren darunter mehrere der angesehensten Künstler der Stadt.