Full text: Die Baukunst der Renaissance in Italien

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dieser Art: Casa Borelia von Mantegna, goldfarbige Pilaster mit Ara¬ 
besken, davon eingefaßt historische Darstellungen mit blauem Grunde; 
Fries mit Festons und Putten usw. 
Daneben ein großer Reichtum von Abstufungen und oft ganz herr¬ 
lich wirkenden Kombinationen: Farbigkeit der Einzelfiguren und der 
historischen Szenen, oder letzterer allein; dazu das Dekorative in zweier¬ 
lei Steinfarbe, so daß z. B. die fingierte Architektur rötlich, die fingierte 
Skulptur weiß dargestellt ist; oder erstere weißgrau, letztere, zumal 
Statuen, Gefäße und Trophäen, gold- oder erzfarbig; höchst unbefan¬ 
gene Behandlung der Festons, bald mehr ideal und steinfarbig, bald 
realistisch und naturfarbig in Laub und Früchten. - Sehr gute farbige 
Fassaden an zwei kleinen Häusern auf Piazza delle Erbe zu Verona. 
Sodann Abwechselung vollfarbiger und steinfarbiger Partien je nach 
Stockwerken oder je nach der Bedeutung der betreffenden Mauerfläche. 
Endlich die einfarbige Malerei, Chiaroscuro, pitture di terretta, in 
einer beliebigen Farbe; außer grau kommen auch grün, rot, violett, 
goldbraun usw. vor, bisweilen nach Stockwerken und nach einzelnen 
Teilen derselben wechselnd. - Zuletzt das Sgraffito, s. oben. 
Raffael und seine Schule, zumal die großen Fassadendekoratoren Po- 
lidoro da Caravaggio und Maturino verliehen der Farblosigkeit das 
Übergewicht und vollendeten denjenigen Stil der figürlichen Darstel¬ 
lung, welcher eine gemalte Plastik darstellt, ohne sich doch knechtisch 
den strengem Voraussetzungen der letztem zu fügen. - Viktorien, 
Abundantien usw. an der Tiberseite der Farnesina, grau in grau, von 
raffaeüscher Erfindung; - Fries mit der Geschichte der Niobe an einem 
Hause in Rom, von Polidoro, grau in grau mit Ausnahme des gold¬ 
braunen Götterbildes in der Mitte. 
§ 165 
Aussagen der Schriftsteller 
In den Gegenständen hielt sich die Fassadenmalerei die ganze gute Zeit 
hindurch sehr frei von aller sachlichen Knechtschaft, indem dieselben 
Einen großen dekorativen Eindruck in reicher Gliederung hervorzubrin¬ 
gen, nicht philosophische oder poetische Gesamtgedanken zu verwirkli¬ 
chen hatten. 
Letzteres kommt früh genug mit Anbruch der schlechten Zeit, wo 
sich dann Vasari mächtig wundert über die Tendenzlosigkeit eines Gior¬ 
gione, dem man erlaubt hatte, lauter Schönheit und Leben auf die Mauer 
zu malen, Dinge, die niemand mehr zu erklären wußte. Vasari glaubte 
es besser zu verstehen und propfte in eine Fassade das ganze mensch¬ 
liche Leben (XI, p. 16, v. di Gherardi) in einer Masse von Allegorien. 
Die wichtigem Stellen bei Vasari sind folgende: 
V,p. 51 s., v. di Don Bartolommeo; -p. 144, v. di Verrocchio; -p. 166, 
168, 178, 179, v. di Mantegna; - p. 278, v. di Pinturicchio.
	        
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