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Ablaß Bonifaz IX. für den Dombau zu Mailand 1391, den Besuch
der dortigen fünf Hauptkirchen dem der römischen Patriarchalkirchen
gleichstellend, höchst einträglich, Corio, storia di Milano, fol. 269. Eben¬
so die jährliche Oblation am Fronleichnamsfest; Petri Candidi Decem-
brii vita Phil. Mariae Vicecom., bei Muratori XX, Col. 998.
Ungeheure Kollekten an einzelnen Wallfahrtsstätten, Gaben einer
bunt gemischten Pilgerschaft; die alljährliche am Grab des heiligen
Antonius zu Padua warf oft bis 400 Goldstücke ab; Mich. Savo-
narola, de laudibus Patavii, bei Murat. XXIV, Col. 1148. (Geschrieben
nach 1445.)
In Venedig S. Maria de’ miracoli 1480 aus einer bloß örtlichen
raschen Kollekte von 30000 Dukaten erbaut; S. Giovanni Crisostomo
1497 meist aus Ablaßgeldern; Malipiero, ann. veneti, archiv. stör. VII,II,
p. 705.
Besonders zahlreiche Stiftungen und Herstellungen von Kirchen und
Klöstern in Schreckenszeiten, z. B. zu Ende des 15. Jahrhunderts in
Perugia; Matarazzo, cronaca, archiv. stör. XVI, II, p. 6.
Doch die Oblationen bisweilen nur scheinbar freiwillig; Diario Fer-
rarese, bei Murat. XXIV, Col. 197, die für den Domturm von Ferrara
seit 1451, tatsächlich vorgeschrieben.
§ 2
Die Baugesinnung der Florentiner
In den freien Städten will vor Allem der municipale Stolz in einem
mächtigen Dombau sich selber ein Genüge tun und die Nachbarn über¬
treffen. Die bloße Devotion, dem Anschwellen und Abnehmen unter¬
worfen, tritt zurück neben Staatsbeschlüssen und Steuern.
Von Venedig und Pisa im 11. Jahrhundert ist das Nähere hierüber
nicht bekannt. Aber 1153 werden die Kosten für das Baptisterium zu
Pisa durch eine städtische Auflage gedeckt und dann, der Sage nach,
Säulen, Pfeiler und Bogen binnen 15 Tagen aufgesetzt; Vasari \,p. 210,
im Proemio, c. 14. - Arezzo, welches das für den Dombau bestimmte
Legat Gregors X. (f 1276) mit Kriegen ausgegeben, beschloß eine
Abgabe seines ganzen Gebietes auf alle Zukunft; Vasari I, p. 305 /.,
vita di Margaritone.
Insbesondere ergreift der florentinische Staat sowohl als jede einzelne
Behörde desselben jeden Anlaß, um ihren monumentalen Ruhmsinn auch
schriftlich auszusprechen, sogar durch Lob der Künstler.
Der Auftrag Arnolfos zum Dombau 1298 lautet: »auf solche höchste
und kostbarste Pracht, daß menschliches Streben und Vermögen nichts
Größeres noch Schöneres hervorbringen könne«. Del Migliore, bei
Libri, hist, des Sciences mathem. II, p. 164. Vasari i, p. 252 s., vita di Ar-