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§ 122
Bäder
In den Villen gewannen auch die Vorrichtungen zum Baden hie und da
eine künstlerische Gestalt.
Dahin gehört wohl die stufa in der Villa Lante zu Rom, Vasari X,
p. 97, v. di Giulio Romano, mit den Fresken der Liebschaften der Götter.
Der jüngere Sangallo entwarf für Kardinal Marcello Cervini, spätem
Papst Marcellus II. (§ 29) einen Plan für ein Bad antiker Art, mit frigi¬
darium, tepidarium, calidarium, welches in einer Villa zu Vivo errichtet
werden sollte, Vasari X, p. 81 im Kommentar zu v. di Ant. Sangallo.
In der Villa Grimaldi zu Bissagno bei Genua baute Alessi ein rundes
Badgemach mit Kuppel, dessen Becken das heiße Wasser aus dem
Rachen von Meerwundern, das kalte aus Fröschenmäulern empfing;
ringsum ein Gang mit acht Nischen, wovon vier durch besondere
Badewannen und vier durch Fenster und Türen in Anspruch genom¬
men waren; dazwischen Hermen, welche das Kranzgesimse trugen;
vom Gewölbe hing ein sinnreicher Leuchter nieder, dessen große
Schale das Firmament darstellte; die Vorräume und Nebenräume eben¬
falls auf das Zierlichste durchgeführt. Vasari XIII, p. 126, v. di Leoni.
Uber die »Stufetta« des Kardinals Bibiena (das sogenannte Bagno di
Giulio II.) im Vatikan ist auf die Briefe Bembos vom Jahr 1516 (Zit¬
tere pittor. V, 5 7, 5 8) zu verweisen, woraus nur soviel erhellt, daß Raf¬
fael die Sujets zu den Wandmalereien von Bibiena erhielt, für eine
kleine marmorne Venusstatue aber keine passende Stelle wußte.
XV. Kapitel
DIE GÄRTEN
§ 123
Gärten unter der Herrschaft des Botanischen
Die Gärten der Paläste und besonders der Villen waren ohne Zweifel
frühe in regelmäßigen Linien, vielleicht in strengem Bezug auf das be¬
treffende Gebäude angeordnet. Wenn ihrer künstlerischen Behandlung
Anfangs etwas im Wege stand, so war es das botanische Interesse oder die
Absicht auf Nutzbarkeit.
Vgl. Bd. »Kultur der Renaissance« dieser Ausgabe, 195. Der Garten
der mediceischen Villa Careggi zur Zeit des Lorenzo magnifico als
Sammlung zahloser einzelner Gattungen von Bäumen und Sträu-
chern geschildert.