§ 120
Villen der Nachblüte
Unter den Villen der Zeit von 1540-15 80 sind die namhaftesten eigent¬
liche Landsitze, und daher für zahlreiche Dienerschaft eingerichtet. Schon
zeigt sich hie und da öde Weitläufigkeit, oder auch der Stil von Stadt¬
palästen statt freier ländlicher Anmut. Einzelne kleinere Kasinos gehören
jedoch noch zum Besten.
Das riesige Fünfeck Caprarola, die Burg der Farnesen, einige Stun¬
den von Rom, von Vignola, der sich hier einer Form der modernen
Fortifikation fügte. Mächtige Rampentreppen, Gräben, fünf Basteien,
darüber der Hauptbau von zwei Ordnungen mit gewaltiger offener
Pfeilerloggia auf der einen Seite. Innen ein großer runder Hof mit Pfei¬
lerhallen, eine der imposantesten Schöpfungen der ganzen Profanbau¬
kunst. Vasari XII, p. 133, v. di T. Zucchero.
Wohlerhalten: Villa Lante alla Bagnaja bei Viterbo, von Vignola,
von schönster Abstufung bei mäßigen Mitteln.
Demselben Vignola wird die bedeutendste erhaltene Villa subur-
bana, die Vigna di Papa Giulio (III.) bei Rom, um 1550, zugeschrie¬
ben. (Anteil Vasaris, Michelangelos, Ammanatis und des Papstes selbst.)
Am Palast der Vorderbau wertlos; die halbrunde Hof halle von zwei¬
felhaftem Effekt; die jenseits des Hofes folgende zweite Halle und der
das Ganze schließende vertiefte Brunnenhof mit noch tieferem Grot¬
tenbau von zierlicher, malerischer Wirkung, doch schon mit gesuch¬
ter Abwechselung der Motive.
An Villa d’Este zu Tivoli (1549) der Palast groß, aber unbedeutend
und später.
Von den Villen des Herzogs Cosimo I. Medici die von Castello bei
Florenz laut allgemeinem Urteil noch jetzt bedeutend (von Tribolo);
Pratolino im Apennin hauptsächlich durch Gärten und Wasser berühmt.
In und um Genua ist oder war das Beste von Galeazzo Alessi (1500
bis 1572); der abscheulich umgebaute Pal. Sauli war eine Art vor¬
städtischer Villa, ebenso die noch wohlerhaltene Villa Pallavicini, deren
Äußeres noch der vorhergehenden Periode Ehre machen würde; - die
meisten Villen dieser Zeit verfallend oder umgebaut. - Von Alessi auch
das Schloß Castiglione im See von Perugia.
Von den Villen Palladios ist eine Villa suburbana die berühmte Ro-
tonda Capra bei Vicenza (vgl. § 116); die meisten übrigen sind große
regelmäßige Landsitze, in der Mitte ihrer ökonomiebauten empor¬
ragend und oft von sehr schöner Anlage; nur darin verkannte Palladio
die wahre Kunstform der Villa, daß er nicht immer die Fassade selbst
als Loggia öffnete, sondern vor die geschlossene Mauer einen Tempel¬
portikus, sogar mit Giebel, treten ließ; und auch wo die Fassade selbst
sich öffnet, entsteht statt einer echten Loggienform meist wieder eine
Tempelhalle, sogar zweistöckig mit Giebel.