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wie die Vorhalle selbst (§56) ein unbegreiflicher Scherz des großen
Meisters. Näheres bei Vasari X, p. 273, v. di Tribolo; XII,/>. 242, v. di
Michelangelo; - Gaye, carteggio III, p. 12; - Lettere pittoriche I, 5; s. oben
§60.
§ 100
Die Paläste bei Serlio
Neben den ausgeführten Bauten kommt vorzüglich Serlios Sammel¬
werk (§ 31) in Betracht, welches nicht sowohl eine vielseitige Rechen¬
schaft über den ganzen damaligen Palastbau, als vielmehr zahlreiche teils
eigene, teils von Baldassar Peruzzi erhaltene Zeichnungen, oft von sehr
hohem Werte enthält.
Hauptsächlich zu Ende des III., sowie im IV. und VII. Buche. Die
Wirkung dieser Publikation § 12, 31. Wir zitieren nach der Quart¬
ausgabe.
Serlio wendet bereits jene stärkern Ausdrucksmittel an, welche
hauptsächlich seit Raffael in Gebrauch gekommen, § 51, 54, 96. Von
Mezzaninen macht er reichlichen Gebrauch, doch ohne sie je außen
als eigenes Stockwerk anzuerkennen.
Einige Idealfassaden des VII. Buches (S. 120 ff.) sollen insbeson¬
dere den Unterschied lehren zwischen: un>architettura soda, semplice,
schietta, dolce e morbida, und: una debole, gracile, delicata, affettata, cruda,
an%i oscura e conjusa.
Sehr schön und zum Teil wahrhaft endgültige Lösungen: die Hallen¬
fassaden etwa in bolognesischer Weise oder für die Umgebung von
großen Plätzen (L. IV); - Säulen mit geradem Gebälk; - je 2 Säulen mit
geradem Gebälk die Bogen tragend; - einfache Pfeiler mit Bogen; -
Bogenpfeiler mit einer Halbsäulenordnung; - Pfeilermassen mit je
2 Halbsäulen und einer Nische dazwischen; - ja Gebäude, die zu schon
vorhandenen allzukurzen oder allzuschlanken Säulen eigens erfunden
sind. Zu all diesem komponiert er den Oberbau jedesmal neu, teils wie¬
derum als (wahre oder scheinbare) Halle, teils als geschlossenen Bau
mit oder ohne Ordnungen. - (Auch im VII. Buch einige Hallenfas¬
saden).
Unter den Fassaden venezianischer Art (L. IV) sind ebenfalls einige
treffliche.
Im VII. Buche ferner Aufgaben auf unregelmäßigem Grundplan
(S. 128); - Palastbau an Abhängen (S. 160, so ziemlich das genuesische
Prinzip: der Palast vorn, der Hof gegen den Abhang, der hier eine
Mauerwand bildet; über dieser der Wasserbehälter). - Wie ungleiche
Fensterintervalle durch symmetrische Wiederholung das Störende ver¬
lieren können gleich der discordia concordante eines mehrstimmigen Ge¬
sanges, lehrt er S. x68 ff. - Leider ist bei der Besprechung des Innern
seine Definition von Sala, Salotto und Saletta (S. 148) durch Druck¬
fehler unrettbar entstellt.