Full text: Die Baukunst der Renaissance in Italien

VORBEMERKUNG 
Zu Unrecht ist dieses Buch Jacob Burckhardts in den Hintergrund ge¬ 
treten. Zwar ist es in gewisser Hinsicht ein Torso, denn von dem ur¬ 
sprünglichen, um 1858 gefaßten Plan einer umfassenden Bestandsauf¬ 
nahme der gesamten Kunst der Renaissance (im Sinne einer Ergänzung 
der »Kultur der Renaissance«) sind nur die Teile über die Baukunst und 
ihre dekorative Ausstattung ausgeführt. Die Gebiete Plastik und Malerei 
fehlen. - Auch handelt es sich nicht um eine einem breiteren Publikum 
entgegenkommende, fesselnd geschriebene Darstellung, die die geistes¬ 
geschichtliche und politische Situation miteinbezieht oder weitgespannte 
Sinndeutungen versucht. Auf all dies verzichtet Burckhardt hier grund¬ 
sätzlich. Sorgfältig und nüchtern breitet er die baukünstlerische Leistung 
in ihrer Umfassung aus und legt gleichsam ein großartiges Inventar der 
Bauwerke jener Zeit vor. Und darin hegt der hohe und einzigartige Wert 
dieses Buches, dem man in dieser Art nichts an die Seite zu stellen wüßte. 
Nicht einzelne paradigmatische Schöpfungen der Renaissance werden 
herausgehoben, um daran die Erörterung persönlicher Einsichten und 
Erkenntnisse zu knüpfen, sondern ein Überblick über das vorliegende 
Material in seiner ganzen Ausgedehntheit wird vermittelt. Der erstaun¬ 
liche Aufschwung der Kunst, ihr neues Lebensgefühl, ihr Mut und ihre 
Vitalität kommt damit zum Ausdruck, zugleich aber auch tritt die außer¬ 
ordentliche Breite und Mannigfaltigkeit ihrer Leistung, die topographi¬ 
sche Ordnung ihrer Entfaltung, die Streuung ihrer Zentren ins Bild. 
Die Darstellung gründet nicht allein auf einer persönlichen Kenntnis 
der Werke (und auch einem sehr persönlichen affektiven Verhältnis zu 
ihnen), sondern auch auf einer ungemein eingehenden Kenntnis des zeit¬ 
genössischen Quellenmaterials. Die reichhaltigen und genauen Zitie¬ 
rungen dieser, z. T. seit der Renaissance nicht wieder neu herausgege¬ 
benen, Schriftquellen bedeuten einen weiteren, unschätzbaren Wert die¬ 
ses Buchs, denn sie sind grundlegend für vielerlei weiterführende wis¬ 
senschaftliche Arbeit. Für den Kunsthistoriker ist das Buch ein wesent¬ 
liches Arbeitsgerät, aber auch dem Historiker überhaupt wird es wert¬ 
volle Hinweise und Ergänzungen für seine Arbeit liefern. 
Dem zurückhaltenden und nüchternen Charakter der Darstellung ent¬ 
sprechen die der ursprünglichen Ausgabe beigegebenen Baurisse und 
Nachzeichnungen dekorativer Teile mehr, als es technisch vollkommene 
fotografische Ansichten könnten. Von den 221 Abbildungen der 2. Auf¬ 
lage sind hier 91 übernommen worden; sie geben das Bild von Anlage
	        
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