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Gleichzeitig mit Peruzzi und vollends nach ihm waltete über dem
Bau Antonio da Sangallo (bis 1546), welcher die Kirche nach vorn
mit einem enormen Prunkbau verlängern wollte. Fast die Hälfte des
Raumes wäre nun mit völlig abgetrennten Vor- und Nebenräumen ver¬
geudet worden, wo sich, wie Michelangelo (Lettere pittoriche VI, 9)
scherzte, sogar Falschmünzer hätten festsetzen können. Das erhaltene
hölzerne Modell und ein großer Kupferstich der Vorderansicht be¬
weisen außerdem eine Vorliebe für Einteilung in viele kleine Teile und
Fig. 30 S. Peter. Peruzzis Grundriß
für ein schon sehr zweifelhaftes Detail. Nur Weniges ist von Antonio
ausgeführt.
Endlich übernahm Michelangelo 1547 in seinem 72. Lebensjahre den
Bau, weil ihn Gott dazu bestellt hatte (Lettere pittor. VI, 10), aus Liebe
zu Gott und Andacht zum Fürsten der Apostel (Breve Pauls III.), und
behielt denselben bis an sein Ende (1564), damit nicht durch seinen
Rücktritt einigen Schurken ein Gefallen geschehe, ja der Bau völlig lie¬
gen bleibe (Lett. pittor. I, 6). Nur ein bereits errungener höchster und
alter Ruhm des Meisters machte es möglich, daß Paul III. ihm eine
absolute Vollmacht gab und daß die folgenden Päpste bei Michelan¬
gelos Lebzeiten sowohl als nach seinem Tode seinen Plan schützten
und weiterführten, bis Sixtus V. 1590 die Kuppel vollenden konnte.
Die Anlage des Ganzen zeigt die schönste und wirkungsvollste Ver¬