«3
§ 6o
Die Modelle der Hochrenaissance
Im 16. Jahrhundert scheint sich das Modellieren mehr auf große und
komplizierte Bauten, auf wichtige Neuerungen und Konkurse beschränkt
zu haben, indem für die gewöhnlichen Durchschnittsformen der Renais¬
sance jetzt schon die Zeichnungen genügten. Festungsbauten wurden,
wie gesagt, immer modelliert.
Julius II., der Sage nach umdrängt von Holzarbeitern mit lauter Mo¬
dellen für S. Peter, die wie Scheunen anzusehen waren, antwortet la¬
chend: Wir habend nit mehr dann ein Kirchen zu bawen, darzu ist Uns
ein Model genugsam, ein sollichen habend wir zum volkomnesten, was
wolt ihr dann mit disen ewern Hüttlen machen? (So die alte Über¬
setzung von Bernardini Ochini Apologen, Buch I, Apol. 23; das ita¬
lienische Original ist kaum mehr aufzufinden.)
Auf das unvollendete Modell für S. Peter, welches Bramante hin¬
terließ, folgten diejenigen des Raffael, Peruzzi, Ant. Sangallo d. j. und
Michelangelo; Vasari X,/. 17 ss., v. di Ant. Sangallo; XII, p. 227, 252,
v. di Michelangelo.
Bramante hatte auch für den vatikanischen Hauptbau ein »wunder¬
bares« Modell geliefert; Vasari VII,/. 133, v. dì Bramante; Panvinio
/. c. (§ 8) /. 365 s. - Raffaels hölzernes Modell für den Hof der Log¬
gien; Vasari Vili,/. 41, v. di Raffaello.
Vitonis Holzmodell für die Kirche dell’ Umiltà, womit er die Pisto-
jesen hinriß (1509); Vasari VII,/. 139, v. di Bramante.
Unter Leo X. konkurrierten die Künstler für die Fassaden des Do¬
mes und der Kirche S. Lorenzo in Florenz mit Modellen und Zeich¬
nungen; Vasari XII,/. 201, v. di Michelangelo; XIII,/. 77 s., v. di Jacopo
Sans ovino.
Michelangelos beständiges Modellieren (§ 50). Das Modell des reich¬
sten seiner 5 Entwürfe für S. Giovanni de’ Fiorentini in Rom binnen
10 Tagen von Tib. Calcagni unter Aufsicht des 85 jährigen Meisters in
Ton modelliert ; verloren samt der Holzkopie danach und den übrigen
Entwürfen; Vasari XII, /. 265, v. di Michelangelo.
Sein Modell der Treppe für die Laurenziana 1559 kam »in einem
Schächtelchen« von Rom nach Florenz; Gaye, carteggio III,/. 12.
Vasari mußte ein hölzernes Modell seiner Umbauten am Signoren-
palast auf Befehl des präzisen Cosimo I. nach Rom mit sich nehmen,
damit Michelangelo darüber urteilen konnte; Vasari I,/. 44 sein eige¬
nes Leben; III, /. 277 v. di Michelovgo; XII, /. 261 v. di Michelangelo.
Die Festungsmodelle des Sanmicheli; Vasari XI,/. \i%,v.d.Sanmicheli.
Das große Korkmodell von ganz Florenz, vielleicht das frühste in
seiner Art; Varchi, stör. fior. III, /. 56 jj-.; Vasari, X, /. 249, v. di
Tribolo.