VORWORT
Dieses Buch ist nicht für Philosophen oder Gelehrte,
also im letzten Grunde für meine Kollegen, geschrieben
worden, sondern für „alle“, das heißt für jeden, dem
daran liegt, ein wissenschaftlich gegründetes vollständiges
Weltbild sich gegenüber zu sehen. Ich wiederhole: ein
wissenschaftlich gegründetes. Das aber heißt zweierlei.
Es heißt einmal, daß alles wesentliche wissenschaftlich
gewonnene Wissen in diesem Buche verwertet wird, und
es heißt zweitens, daß in diesem Buche klar und scharf
angegeben wird, wo überall das Wissen aufhört und die
Vermutung beginnt.
Ein Bekenntnisbuch, wie meine ethische Schrift „Die
sittliche Tat“, ist dieses Buch also nicht, oder doch höch¬
stens, wo das auch ausdrücklich gesagt ist, in ihrem ethi¬
schen Schlußabschnitt.
Gewiß hätte ich auch ein weltanschauliches Bekenntnis¬
buch schreiben können; aber das hätte wenig Wert ge¬
habt, denn weltanschauliche Bekenntnisse haben wir
wahrhaftig genug. Wer glauben will, mag ja auch ruhig
in den Glaubenslehren der Religionen verbleiben, welche
insgesamt wissenschaftlich unwiderlegbar sind — womit
sie natürlich nicht als bewiesen gelten können. Die Tren¬
nung von Wissen und Nurvermuten, und dann meinet¬
wegen Glauben, war mir aber gerade die Hauptsache, denn
nur durch sie läßt sich eine Weltanschauung aufstellen,
welche einigermaßen die bloße Gegenwart überdauern
kann.
Die Wissenschaft kommt also in diesem Buche voll zu
ihrem Recht; nicht geht meine Philosophie an ihren Er¬
gebnissen vorbei. Ich weiß wohl, daß das Zweite heute