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Das geläuterte Weltbild
Denn ich weiß ja doch nicht nur um Anderes, sondern
ich weiß auch, daß ich weiß — „Selbstbewußtsein“ pflegt
man das zu nennen.
Hier also erfassen, nein, hier erkennen wir etwas am
Wirklichen, so, wie es ist. Wir erkennen das Wirkliche
als wissend, besser: das Wirkliche selbst erkennt sich in
mir als wissend; und ich weiß ganz genau, was das heißt.
Damit aber ist eine Seite, eine „Eigenschaft“ des Wirk¬
lichen ihrer wirklichen Beschaffenheit nach und nicht
nur in Erscheinungsform erkannt.
Das Wirkliche hört auf, ein „bloßes X“ zu sein!
Wir kennen jetzt mehr von ihm als nur in ganz unbestimm¬
ter Form seine Mannigfaltigkeit (S. 37).
Das ist von unermeßlicher Bedeutung für eine Wirklich¬
keitslehre oder „Metaphysik“. Was es alles bedeutet, wird
der folgende Abschnitt zeigen, und wir sagen am Schlüsse
dieses Abschnittes nur noch eines:
5. „Metaphysik“
Wir nennen Metaphysik bereits die Lehre, daß es über¬
haupt ein der erfahrbaren Erscheinung zugrunde liegen¬
des Wirkliche gibt. Oft nennt man das heute „Realis¬
mus“, denn etwas „Reales“ wird hier ja angenommen.
Was üblicherweise Realismus heißt — den man ja nicht
mit einem „Materialismus“ verwechseln möge! —, ist uns
also schon Metaphysik. Freilich ist es nur ihr erster Teil,
nämlich die Lehre von dem, was „hinter“ der eigentlichen
Erfahrung liegt: Wissende Iche und vieles, was diese in
Erscheinungsform kennen, liegt hinter ihr.
Der natürliche Mensch hat also in der Hauptsache ganz
recht gehabt, von einer wirklichen Welt außer ihm zu
reden. Ja, er durfte auch von einem „Jenseits“ reden,
d. h. von Teilen oder Seiten des Wirklichen, welche nie
eigentlich erfahren, sondern nur hypothetisch gedacht
werden können und doch „sind“. Davon, also von einem
zweiten Teile der Metaphysik, wird noch zu reden sein.