Full text: Der Mensch und die Welt

Der Mensch und die Welt 
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Sündenfall, vom Karma, von der Wiedergeburt, von der 
Erlösung und viele andere haben hier ihren Ursprung. Das 
Einzige, was wir wissen, ist dieses, daß wahre Erlösung 
im Leben unmöglich ist; denn alles Übel ist an den Leib 
gebunden, und der ist, solange eigentliches Leben vor¬ 
handen ist, nun einmal da. 
Insofern ist alles irdische Leben mit all seinen Äußerun¬ 
gen gestörte Reinheit der Ganzheit, des Wissens und des 
Wollens. Böses, Irrtum, Krankheit, Unvollkommenheit 
durchsetzt alles. Aber es ist eben, als ob wir eine uns in 
ihrem letzten Grunde völlig rätselhafte Aufgabe in diesem 
Wirrsal zu erfüllen hätten; es ist, als ob uns aufgegeben 
wäre, im Rahmen der, solange wir lebendig sind, nun 
einmal unvermeidlichen dualistischen Verkettung zu bes¬ 
sern, was nur irgend zu bessern ist. 
Gewiß ist die Erde ein „Jammertal“. Aber auf ihr sind 
wir, denen es gegeben und aufgegeben ist, nicht zwar den 
Jammer aufzuheben, wohl aber ihn zu lindern. Verderb¬ 
lich die Lehre, welche dem Menschen jede Fähigkeit auch 
nur zur Linderung abspricht! Schlecht ist der Mensch, 
gewiß, aber nicht so schlecht und schwach, daß er bei 
gutem Willen nicht lindern könnte. Und den guten Willen 
hat jeder dem Wesen nach, mag seine Äußerung durch 
Irrtum, durch mangelnde Vernunfterkenntnis noch so sehr 
gehemmt, ja, irregeleitet sein. Echte „rationale“ Auf¬ 
klärung kann ihn frei machen. 
Nie können wir auf Erden ein Reich des reinen Geistes 
schaffen. Aber es ist uns gegeben, hinzustreben zu ihm und 
es wenigstens in Bruchstücken zu verwirklichen. Ab¬ 
streifen der Selbstsucht, sei es persönlicher oder nationaler, 
ist hier das erste Erfordernis. 
Glauben wir an Freiheit, glauben wir, daß es uns ge¬ 
geben ist, zu lindern. 
„Mitstreiter Gottes auf Erden“ — das ist ein 
schönes altes Wort. 
Laßt uns glauben, daß wir Mitarbeiter des Geistes seien, 
und laßt uns glauben an den Wert unserer großen Aufgabe 
und an unseren Sieg im Rahmen des Irdischen.
	        
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