Full text: Der Mensch und die Welt

Der Mensch und die Welt 
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von fremder Materie kommen und sein Leben vernichten 
können, ausgesetzt. 
Aber Leib und Materie überhaupt sind auch des Men¬ 
schen Glück, sind wenigstens das Glück des Menschen, 
so wie er einmal ist, also des „empirischen“ Menschen. 
Denn der Mensch ist nun einmal ein wollendes, ein stre¬ 
bendes Wesen, und er kann, wie wur wissen, wirken 
immer nur durch materielle Vermittlung. Er ist gebunden 
an seinen materiellen Leib als den Vermittler seines Wil¬ 
lens, und er kann auch nur auf Materie unmittelbar wir¬ 
ken, sei auch das entfernte Ziel seines Wollens eine Wir¬ 
kung auf Seelen — das gilt jedenfalls vom normalen Men¬ 
schen, wie er heute durchschnittlich ist. Im letzten Grunde 
ist freilich wohl das Ziel menschlichen Wollens nie ledig¬ 
lich auf Materielles als solches gerichtet. Bei aller Er¬ 
ziehung, die ja auch unmittelbar durch Materie, nämlich 
durch Sprechen, Schreiben usw., vermittelt wird, ist das 
ganz klar. Aber auch ein Kunstwerk ist sicherlich nicht 
nur als bestimmte Anordnung materieller Teilchen ge¬ 
wollt, und auch kein Erzeugnis der Technik und Industrie 
ist rein als solche Anordnung gewollt, sondern immer, 
„auf daß“ eine Beeinflussung von Seelen da sei. 
In einer „monistischen“, d. h. einer restlos in Ordnung 
befindlichen Welt würde es nichts zu wollen geben. „Wir“, 
das heißt die natürlichen Menschen als natürliche Men¬ 
schen, würden wohl unglücklich sein, wenn wir so, wie wir 
sind, unversehens in eine solche Welt versetzt würden. 
Mit diesem Gedanken hat man oft gewisse Vorstellungen 
von Unsterblichkeit zu verspotten gesucht. Aber könnte 
es nicht sein, daß, wenn wir überhaupt in eine solche Welt 
eintreten, wir das unter Wandel unseres Wesens tun? 
Eine monistische Welt wäre eine Welt reiner Ganzheit, 
reinen Wissens, reiner Heiligkeit. Sie kann nur gedacht 
werden als Ergebnis einer reinlichen Trennung des Gan¬ 
zen vom Nichtganzen, die im empirischen Dualismus mit¬ 
einander eng verbunden sind. Der Dualismus überhaupt 
besteht nach der Trennung also weiter, aber er stört Ganz¬ 
heit nicht mehr. Materie ist abgestoßen und sich selbst
	        
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