Die Unsterblichkeitsfrag
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Entschluß zur vernunftgemäßen Erwägung, der Ent¬
schluß, sich stets durch wahren Rationalismus im Wollen
bestimmen zu lassen. Alles ist ganz ebenso, wie wir es
angesichts des selbstsuggestiven Verfahrens Coues schon
auf Seite 90 kennenlemten. Hier gab es auch einen
„ersten Entschluß“, nämlich den, sich dem alsdann auto¬
matisch ablaufenden Suggestionsverfahren zu unter¬
werfen. Jetzt gibt es den „ersten Entschluß“, sich strenger
rationaler Selbstprüfung hinzugeben und nur ihrem Er¬
gebnis zu folgen.
Dieser erste Entschluß könnte frei sein. Glauben wir es
und handeln wir unserem Glauben entsprechend.
V. Die Unsterblichkeitsfrage
Wir haben das sittliche Schauen überhaupt eine im¬
mittelbare Tatsache des bewußten Erlebens sein lassen,
haben aber das Wissen um das, was nun im besonderen
gut sei, also geschehen sollte, ganz vornehmlich meta¬
physischen Erwägungen anheimgegeben. Hier vollständig
zu erwägen, hieß uns „rational“ erwägen, und es wurde
auch jene allgemeinste Schau der Bedeutung gut über¬
haupt, um ihr Dasein zu verstehen, rationalen Er¬
wägungen unterstellt, weil sie ohne diese sozusagen in der
Luft schwebt: die Schau der Bedeutung gut muß sich, so
können wir auch sagen, der Gesamtheit alles Wissens ein¬
gliedern, muß durch diese Gesamtheit sozusagen getragen
werden.
Das alles hindert nicht, daß meine Schau des Guten
mich unmittelbar verpflichtet —, ein Tatbestand, den
Kant den „Primat“ des sittlichen Bewußtseins genannt
hat. Ich kann, volkstümlich gesprochen, „meinem Ge¬
wissen nicht entrinnen“.
Aber mir scheint nun, daß trotzdem die rationale Ver¬
ankerung des Daseins von sittlichem Bewußtsein im letz¬
ten metaphysischen Wesen der Welt praktisch nicht be¬
deutungslos ist, ja, ich meine sogar, daß eine ganz