überdies mit Kohle wesentlich billiger brannten und das
infolge dessen viel eher geeignet war, die Bedürfnisse der
grossen Masse zu befriedigen. Tatsächlich überschwemmten
die Engländer ja schon seit den achtziger Jahren des 18.
Jahrhunderts den deutschen Markt mit ihren Steinguterzeug¬
nissen, die übrigens mit den erwähnten qualitativen Vorzügen
eine ansprechende Form verbanden. Allenthalben in Deutsch¬
land trat dieser englische Vorsprung dadurch in Erscheinung,
dass man seine Steinguterzeugnisse als "faience anglaise”
’’englisches Steingut” oder auch in der "forme anglaise”
anzubieten suchte. Es ist selbstverständlich, dass dieses
massenhafte Auftreten des englischen Steingutes auf dem d
deutschen Markte die deutschen Produzenten zwang, ihre Fa¬
brikation nach Möglichkeit zu verbilligen, zu verbessern
und ebenfalls, wie die englischen Konkurrenten es mit so
augenscheinlichem Erfolg getan hatten, auf Massenproduktion
einzustellen.
j Ein letztes Moment, das die Keramik in die Bahnen
einer Massenindustrie lenkte, das wichtigste unzweifelhaft,
war die Einführung des Reproduktionsverfahrens, das zunächst,
nachdem die Zink-Gravur vorübergehend gepflegt worden war,
in der Gestalt des Kupferdrucks in die .Erscheinung trat.
Wiederum war es England, das sich diesen wichtigen techni¬
schen Fortschritt, der zwar, vom künstlerisch-üstetischen
Standpunkte aus geurteilt, immer ein sehr problematisches
Geschenk an die Keramik bleiben wird, zuerst und zwar fast
ein Menschenalter vor Deutschland aneignete. Schon vor 1750
waren in Liverpool Versuche mit dem Druckverfahren gemacht
worden, gegen 1751 wurde es in V/orcester eingeführt und
alsbald in den zahlreichen Werkstätten Staffordshires ver-
breitet. Frankreich nahm das Verfahren gegen Ende des Jahr¬