Generaldirektion Villeroy & Boch.
Seit wann es bei Villeroy & Bo'ch eine als Generaldirektion bezeichne-
te Stelle gibt, ist wohl kaum mehr festzustellen« Es ist anzunehmen,
dass sie unter Eugen von Boch eingerichtet wurde nach Gründung der
Steingutfabrik Dresden im Jahre 1856, der damals einzigen V&B Fa¬
brik rechts des Rheins.
Eugen von Bo.ch hatte 5 Söhne
René von Boch
Edmund von Boch
Alfred von Boch.
René von Boch war als Firmenleiter vorgesehen. Er war jedoch zunächst
längere Jahre Leiter der 1864 gegründeten Mosaikfabrik in Mettlach.
Edmund von Boch übernahm die Leitung der Steingutfabrik Mettlach und
behielt sie viele Jahrzehnte bis 1913•
Alfred von Boch bekam nach seiner Verehelichung das Schloss Fremers¬
dorf als Wohnsitz, war jedoch als Sekretär seines Vaters Eugen in
Mettlach tätig.
Der Vater Eugen hatte weit über den Rahmen von V&B hinausgehende
Interessen. In seinen späteren Jahren widmete er sich insbesondere
der Landwirtschaft. Er zog sich schon viele Jahre vor seinem im Jah¬
re 1898,erfolgten Ableben von der Leitung der Firma zurück, indem er
sie seinem ältesten Sohne René übergab.
Unter René von Boch wurde im Jahre 1906 die Wandplattenfabrik Dä¬
nischburg errichtet. Er baute auch das Netz der Verkaufsniederlas¬
sungen aus.
René von Boch starb 1908. Er hatte zuvor zu seiner Unterstützung
seinen ältesten Sohn Dr.Roger von Boch in sein Büro genommen. Sein
zweiter Sohn Lu-itwin übte die Leitung der Mosaikfabrik Mettlach aus.
Nach dem Tode des Vaters René übersiedelte auch Luitwin von Boch in
die Generaldirektion. Die Firmenleitung wurde von da an von den bei¬
den Brüdern . gerne ins am ausgeübt.
Pr. Roger von Boch starb im Jahre 1917, ftlso im erstanJflfeltkrieg. 'in
-Russland.
Sait Anfang 1918 lag die Firmenleitung nun auch offiziell in den
Händen von Luitwin von Loch.
Der verlorene Krieg, die aufziehende deutsche Wahrungsinflation.
die Abtrennung dès Saarlandes vom Reich, die Erschwerung der Lie-
ferungeh aus den saarländischen V&B Werken an die im Reich gele¬
gene Niederlassungen, die notwendig gewordene Einschleusung der Pro¬
duktion der saarländischen V&B Werke in den französischen ftarkt
schufen Probleme so mannigfacher Art, dass sie mit dem damals be¬
stehenden Apparat der Geschäftsleitung nicht mehr hätten bewältigt
werden können. Bis dahin griff die Generaldirektion nicht in die
einzelnen Geschäftsvorfälle ein, sondern beschränkte sich auf die
Aufstellung von Richtlinien. Der Apparat war bewusst winzig klein
gehalten. Es existierte keine eigene Buchhaltung der GD; was an
Buchungen anfiel wurde durch die Buchhaltung der Steingutfabrik mit
erledigt. Zum Jahresabschluss kam jeweils der Direktor der Steingut¬
fabrik Dresden, Heinrich Ruppe, nach Mettlach. Er führte das Haupt¬
buch der Firma. Die bei der GD anfallende Korrespondenz wurde eben-