Ruflex üinor schmalen geistigen Unterstrümung war, ein eigener
Stil oder auch nur typische Stilolomente völlig abgehen. Das
deutsche Kunstgewerbe war zunächst zur Planlosigkeit, zur Ver¬
irrung auf dein weiten Gebiete wieder ausgograbener, mehr oder
weniger gut verstandener historischer Ctilarten verurteilt.
Bis ein neuer Zoitgeist die ersten Symptome einsotzondor Koaso-
lidiertheit zu zeigen, bis eine neue Aora künstlerischen Schaf¬
fens mit eigener schöpferischer Gestaltungskraft heraufzudam-
mern bogann, gin/-; das Jahrhundert zur Neige.
Dieser Entwicklung des deutschen Kunstgewerben leistete
die Maschine, die Quelle unermesslicher materieller Vorteile,
bedenklichen Vorschub. In der Zeit rein handwerklicher Kunst,
in der das einzelne Kunstwerk das ureigenste Erzeugnis persön¬
licher künstlerischer Schöpfungskraft war, das ganz und rest¬
los den Geist seines Schöpfers atmete, waren Kunst und Kunstgo-
worbe identische Begriffe. Die grössten Heister der italieni¬
schen Renaissance-Baukunst ebenso wie die Führer der niederlün-
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di schon Barockmalerei, sie wareu gleichbedeutend auf dem Gobie-
te der Architektur und Malerei wie in der Goldschmiedekunst,
der Bildhauerei, der Tonplastik u. s. w.. Das wurde im Zeital¬
ter der Maschine anders. Der Drang der Maschine nach Produkti¬
vitätssteigerung, nach Umsatzboschleunigung, nach steigender
Rentabilität hatte notwendig eine fortschroitonde Typisierung
und Schematisierung der Erzeugnisse zur Folge. Der Individuali«
tat dos Künstlers blieb nur noch spärlicher Raum auf einigen
wenigen Gebieten kunstgewerblichor Produktion, und je mehr die
Aosthotik dor Rentabilität weichen musste, um so tiefer wurde
die Kluft, die sich zwischen Künstler und Kunstgeworbe auftati
Das wurde von unheilvoller V.irkung nicht nur für das Kunstgewer
be, sondern insbesondere auch für das allgemeine Geschmacks¬
niveau der grossen Massen, die sich naturgemäss in dem gleichen