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G. Die Bestrebungen und Leistungen der Firma in der Pflege
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Das 19. Jahrhundert war bekanntlich für das deutsche Kunst-
gtworbo, soweit dio künstlerische Seite seiner Aufgabe in Be¬
tracht kommt, eine Zeit der Stagnation, ja vielfach sogar bo-
ständigen Rückschrittes, eine Erscheinung, für die das deutsche
Kunstgewerbe selber indes nur zum geringsten Teile verantwort- jj
lieh ist* Hatte das theologische Liittelalter mit seiner Llystik
und seiner innig-frommen Durchdringung allen geistigen Lebens
die naive, stimmungsvolle Schönheit der Gotik zu schaffen vor-
rnocht, hatte die Renaissance in der harmonischen, geklärten,
reinen Schönheit der heidnischen Antike eine reich fliessende
Quelle eigener stilbildender Kraft gofunden, war das Barock
der prägnante Ausdruck der leidenschaftlich-religiösen, verin¬
nerlichten, kampfesmmtigen Seelenstimmung seiner Zeit und das
Rococco das Spiegelbild der anmutig-eleganten Zeit der Sonnen¬
könige,- dom 19. Jahrhundert, einer Zeit des Uoberganges auf
allen Gebieten wirtschaftlichen, politischen, sozialen Dasein;*
einer* Zeit dos l/ordons, der Disharmonie und Anpassung an ver¬
änderte Daseinsbeziehungen, fohlte die geistige Einheit, das
Alles überragende starke Zeit-Ideal, aus den Kunst und Kunst-
•gowerbe eigene stilbildende Kraft hätten schöpfen können. Dazu
kan, dass die Revolution mit den sich anschliessenden Kriegen
alle geistigen Beziehungen zur Vorgängenheit wie mit einem
Schlage vernichtet und damit eine organische Fortentwicklung
traditioneller Stile zunächst unmöglich gemacht hatte. So er¬
klärt es sich, dass der deutschen Kunst wie dem Kunstgewerbe
in der erston Hälfte des 19. Jahrhunderts, wenn man von den
seltenen Bluten der Romantik absieht, die ja immerhin nur der