pherie nirgendwo wäre. »Gott ist der Anfang von allem, was da
ist, aber er ist nichts von allem, was da ist. Gott ist vor allem Sein,
aber was er ist, kann niemand sagen.« (De Nihilo)
»Wir können die Unendlichkeit nur erkennen, indem wir erkennen,
daß sie unendlich, das heißt nicht beendet ist, und daß sie in unse¬
rem Denken nicht eingeschlossen und begriffen werden kann.«
(De Nihilo)
Es kann mithin keine Wissenschaft des Unendlichen geben, und
alles Wissen vom Unendlichen kann nur ein Nichtwissen sein. Gott
ist uns unbekannt; er entzieht sich unserem Denken. Aber wir
wissen, daß wir Gott nicht kennen, und in unserer Unwissenheit
liegt unser Wissen von Gott.
Die Erkenntnis unserer Unwissenheit ist somit unsere höchste
Weisheit und die vollkommenste Erkenntnis Gottes. Die Vernei¬
nung und das Nichtwissen sind es, die uns Gott näher bringen.
Schreiten wir also immer weiter auf dem Weg der Verneinungen,
der zur totalen Unwissenheit führt, dann ist unsere Weigerung,
Gott zu erkennen, die höchste Huldigung, die der Mensch dem auf
ewig unbegreiflichen Wesen darbringen kann, das kein Maß kennt
und sich allem Denken, allem Wort entzieht, und von dem wir nur
die Stille wahrnehmen.
Der Mensch: Gott dieser Erde
Vor der »Unermeßlichkeit und Ewigkeit« des Unendlichen ist alles,
was ist, so da, wie wenn nichts existierte und als ob es nur ein ge¬
meinsames Nichts gäbe. Aber wie könnte der Mensch, der seine
Bleibe unter dem Firmament hat, der Erde untreu werden und das
fliehen, was endlich und vergänglich ist, sich in die Ewigkeit und
die Unendlichkeit flüchten und die Welt der Rede für die Stille auf¬
geben? Als Geschöpf ist er selbst, wie er wohl weiß, nur eine der
Möglichkeiten. Daß er da ist, war nicht notwendiger, als daß irgend¬
eines der anderen Geschöpfe da ist. Aber in der Schöpfungsordnung
ist er, was er ist und kennt seine Bestimmung.
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