Schau und die Welt des Gedankens, die Erde und der Himmel, Der
Mensch ist die Seele des Alls. In seinem Denken bildet sich das All,
ein neues All, in dem nichts verloren geht und in dem alles seine
Einheit wiedergefunden hat.
Das All kennen, heißt sich selbst kennen
»Der Mensch trägt das Wesen aller Dinge mit sich. Er erspäht
alles, was sich darbietet und ahmt das Werk der Natur nach. Indem
er in sich aufnimmt, was im Wesen der Dinge ist, und es seinem
Geist einverleibt, wird er selber universal.« (De Sapiente)
Der Mensch ist in der Tat das Wesen, das nichts Eigenes hat und
dem alles gehört. Darum wacht er darüber, daß ihm nichts entgeht,
damit er in seiner eigenen Universalität die gesamte Welt noch
einmal schafft.
»Denn der Mensch ist kein eigenständiges Wesen; er ist nicht dies
oder jenes, und nichts, was die Natur zeigt, kommt ihm selbst zu.
Aber zu gleicher Zeit ist er alles zusammen: er ist die Vereinigung
aller Dinge — der Grund, in dem alle Gegenstände sich verlieren —,
die Gemeinschaft von allem und jedem.« (De Sapiente)
Deshalb kann der Mensch auch, solange er hienieden weilt, keine
Ruhe kennen. Er muß ohne Unterlaß reisen und alles kennenlernen,
was ihm gehört. Überall in der sublunaren Welt sammelt er mit
Hilfe der Sinne und des Leibes, die ihm zu Dienste sind, die Be¬
griffe, die Arten und die Bilder aller Dinge ein.
Bei seinem Lauf durch die Welt darf der Mensch nirgendwo an-
halten, nichts darf ihn je zurückhalten und ihn von all dem ab¬
lenken, dem sein Gedanke zustreben muß. Tief in seiner Seele
wohnt eine Kraft, die ihn immer weiter treibt und die ohne Unter¬
laß handeln muß. Das ist eine nie versiegende Quelle; es ist die
Triebkraft der Seele, ihr ewiger Ansporn, die geheime Feder, die sie
zum Handeln treibt. Auf diese Kraft muß die Seele ihre Hoffnung
setzen. In ihr liegt ihre Ewigkeit. Mag alles vergehen: die Kraft,
die unablässig in ihm wirkt, kann nicht vergehen. Wenn auch der
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