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Jeder ist Leser. Eitelkeit der Autoren
der Autor: Sie schulden mir eine Erklärung.
der leser: Bezüglich meines Traumes?
der Autor: Bezüglich der schrecklichen Sachen in Ihrem Traum.
der leser: Also gut! Sie geben zu, daß zwischen dem, der mitteilt,
und dem, der die Mitteilung empfängt, ein grundsätz¬
licher Unterschied besteht?
der autor: Das will ich gern zugeben.
der leser: Nun, ich war am andern Ende des Drahtes, als die
schrecklichen Sachen gesagt wurden.
der autor: Aber wer hat Ihnen die Mitteilung gemacht? Ich war
es nicht, das schwöre ich Ihnen.
der leser: Ich auch nicht, ich hörte ja zu.
der autor: Aber wem hörten Sie zu?
der leser: Wenn Sie es nicht sind, dann ist es ein anderer.
der autor: Letzten Endes ist es vielleicht Theodor.
der leser: Sie hatten mir versprochen, diesen Namen nicht mehr
auszusprechen.
der autor : Es wird also niemand sein.
der leser: Niemand ist für die schrecklichen Sachen in meinem
Traum verantwortlich.
der autor: Weder der Träumer, noch seine Gestalt.
der leser: Weder ich, noch Sie.
der autor: Und doch haben Sie sie mir zugeschrieben.
der leser: Da habe ich mich geirrt.
der autor: Ich nehme es Ihnen nicht übel. Aber sagen Sie mir, es
ist also niemand am andern Ende des Drahts?
der leser: Niemand. Jedes Wort ist anonym.
der autor : Und wenn ich meine Bücher mit meinem Namen signiere?
der leser: Dann signieren Sie etwas, das nicht von Ihnen ist.
der autor: Die Literatur wäre also nur ein Plagiat?
der leser: Der wirkliche Autor verbirgt sich.
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