Full text: Unter den Brücken der Metaphysik

der autor: Darf ich Sie bitten, es mir zu wiederholen? 
der leser: Meinetwegen: »Ich bitte dich um Verzeihung, Sophie, 
daß ich dich für untreu hielt.« 
der autor: Danke schön. 
der leser: Aber warum ließen Sie es sich wiederholen? 
der autor: Es gefallt mir, es Sie sagen zu hören. 
der leser: Aber Theodor hat das gesagt, nicht ich. 
der autor: Theodor kann also reden? 
der leser: Wenn er es nicht gesagt hat, dann haben Sie es gesagt, 
der autor: Ich hätte zu Sophie gesagt: »Du hast mich verraten, 
Treulose ...« oder so etwas Ähnliches? 
der leser: Sie haben es nicht zu Sophie gesagt, sondern zu irgend¬ 
jemand anderem. Zu den Lesern, zu mir, beispielsweise. 
der autor: Ich hätte zu Ihnen gesagt: »Sophie ...«? Aber lassen 
wir's. Und dann sagten Sie, was ich Ihnen gesagt habe. 
der leser: Ich habe wiederholt, was Sie gesagt hatten. 
der autor: Und indem Sie es wiederholten, haben Sie es gesagt. 
der leser: Wie hätte ich es sagen können, ohne es selbst zu wie¬ 
derholen? 
der autor: Wir haben es also alle beide gesagt. 
der leser: Aber Sie haben es zuerst gesagt. 
der autor: Was ist damit bewiesen? 
VIII 
Daß man den Autor und seine Gestalten nicht miteinander 
verwechseln darf 
der leser: Ich weiß nicht, worüber ich mit Ihnen reden soll. 
der autor: Reden Sie von meinem Roman! 
der leser: Ich werde mich hüten. 
der autor: Warum? 
der leser: Sie lassen mich Dinge sagen, die ich nicht gesagt habe. 
der autor: Weil ich Sie die Worte Theodors wiederholen ließ? 
der leser: Genau, Theodor, das sind Sie. Ich bin nicht Theodor. 
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