geben? Und was gibt es Schrecklicheres, als sich so zu zweien ein¬
geschlossen zu wissen in der gleichen Gegenwart?
Alles ist also da, ist gänzlich da, in Worten und in Gesten. Alles
ist unverwechselbar und eindeutig. Nichts geht vorüber, nichts ver¬
schwindet, nichts verliert sich in der Ferne. Alles bewahrt seine
ganze Schaubarkeit. Alles ist da, ist nah und durchsichtig. Alles ist
identisch und enthält nichts anderes, das seine Substanz verändern
könnte. Nichts vermindert die Realitäten, nichts bringt sie dazu,
ineinanderzufließen und sich im Vergessen zu verlieren.
Es ist eine Welt ohne Schlaf. Die Welt des erwachten Schläfers.
Alles ist von erschreckender Klarheit, nichts kann weggelassen oder
nur angedeutet werden, wie auch nichts hinzugefügt werden kann,
um die Dinge in Beziehung zu dem zu setzen, was nicht gegen¬
wärtig ist. Es gibt eine Klarheit, die sich verliert, wenn man in
einer vielfältigen Welt erwacht, deren wechselndes Aussehen man
kennt. Hier aber ist alles einfach, von gleichförmiger Einfachheit.
Alles zählt gleichermaßen; alles muß ausgesprochen werden. Wie
soll man wählen oder dies oder jenes einordnen in einer Welt, wo
alles gegenwärtig ist und wo nichts von dem, was nicht gegenwärtig
ist, in Erscheinung treten kann?
Du gehörst also ganz dem, was ist; denn du vermagst nicht den
Kopf zu wenden, um anderswohin zu schauen. Nichts ist ver¬
schwommen. Alles ist so, wie es ist. Nichts ist ungefähr. Alles hat
feste Gestalt. Die Dinge verändern nicht mehr ihre Form, während
andere an ihrer Stelle sich neu bilden und so alles vom einen zum
andern übergeht, ohne deutliche Konturen.
Aber wer kann denn die eigene Gegenwart und die der andern
ertragen? Wer Gott sieht, stirbt. Das ist nicht die Welt der Leben¬
den, die reich ist an Phantasien aller Art, die Welt jener, welche
nach dem Erwachen sich frei unter den Dingen bewegen, die nach
Gutdünken den Standpunkt wechseln und Eindrücke sammeln. Sie
haben diese Welt also verlassen und sind an die Oberfläche empor¬
gestiegen. Das ist ihre Art zu leben.
Aber wer nicht die Tat vollbracht hat, seinen Platz zu verlassen