Der Michelson’sche Versuch ergab nun aber unerwar¬
teterweise das Zweite: Alle Teile der spiegelnden Wandung
blitzen zugleich hell auf; das Licht, welches aus einer im
Zentrum der Kugel befindlichen und mit ihr bewegten
Lichtquelle herstammt, pflanzt sich also in allen Richtungen
der gegen den Äther bewegten Kugel mit gleicher Ge¬
schwindigkeit fort, wobei die Geschwindigkeit auf ein der
bewegten Kugel selbst angehöriges und an ihrer Bewegung
teilnehmendes Koordinatensystem bezogen ist.
Wie soll das nun erklärt werden?
Es bieten sich offenbar zwei mögliche Wege zur Er¬
klärung dar:
Entweder man nimmt an, daß ein bewegter materieller
Körper, in unserem Falle also die große bewegte Hohl¬
kugel, Äther mit sich führt. Dann ist alles ebenso wie
beim Schall in einem gegen die umgebende Luft bewegten
sehr großen geschlossenen Kasten: denken wir uns einen
sehr großen hohlen mit Luft gefüllten Kasten, dann pflanzt
sich in ihm der Schall, auf den Kasten selbst bezogen,
stets nach allen Richtungen gleich schnell fort, ganz gleich¬
gültig, ob der Kasten relativ zur umgebenden Luft ruht
oder relativ zu ihr mit irgendeiner ganz beliebigen Ge¬
schwindigkeit bewegt wird.
Oder aber man gibt die sogenannte Undulationstheorie der
Optik auf und kehrt zu einer Form der sogenannten Emissions¬
theorie zurück: Licht wäre dann keine wellenartige Zustands¬
änderung, sei es elastischer oder elektromagnetischer Art,
sondern beruhte auf der Ausstoßung gewisser diskreter Teile
seitens der Lichtquelle; es wäre nicht die Fortpflanzung
eines bloßen Zustandes, sondern die Fortbewegung gewisser,
vielleicht nicht gerade materieller, „Dinge“; es stünde nicht
in Analogie zum Schall oder zur Fortbewegung von Wasser¬
wellen, sondern zum Fortschleudern von Steinen, Wenn
in einem Eisenbahnwagen Steine nach verschiedenen Rich¬
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