Exkurs über Reichenbach.
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Gerüst und darf nie beiseite geschoben werden, wenn
wirklich „Empirisches“ ordnungshaft gemeistert werden
soll — was eben die reine „mathematische“ Physik nicht
tut, ja gar nicht tun kann.
3. Exkurs über Reichenbach.
Ich gehe, der Wichtigkeit der Sache wegen, auf den
entscheidenden § 11 der „Philosophie der Raum-Zeit -
Lehre“ Reichenbachs des näheren ein; in ihm soll
die „Anschaulichkeit der nichteuklidischen Geometrie“
dargetan werden.
Reichenbach gibt zu, daß man durch den bloßen
Satz, die Anschaulichkeit der nichteuklidischen Geometrie
sei ein Produkt der Gewöhnung, noch nichts darüber
erfahre, was hier „Veranschaulichung“ heißen solle. Er
schildert dann das Verfahren der sogenannten „Abbildung“
nichteuklidischer Gebilde auf euklidische und sagt, daß
diese Abbildung nur darauf hinausliefe, daß jedem Satz
der einen Geometrie ein Satz der anderen zugeordnet
werde. Mit Recht gibt er zu, daß das noch keine An¬
schaulichkeit bedeute; es sei ähnlich, „als ob wir einem
aus Worten sinnlos zusammengewürfeltem Satze da¬
durch eine anschauliche Wahrheit geben, daß wir diesen
Worten eine fremde Bedeutung zuordnen; man kann
aber nicht sagen, daß damit der sinnlose Satz selbst an¬
schaulich wird“ (1. c. S. 65).
Aber bald kommt es anders. Reichenbach geht auf
den Unterschied zwischen „äußerer“ und „innerer“,
d. h. in den Maßverhältnissen sich äußernder „Krüm¬
mung“ ein. Von der äußeren wolle er nicht reden; in
bezug auf den Raum wäre zu ihrer Erfassung eine vierte
Dimension nötig, die hier aber ohne Sinn sei, „weil wir
in ihr nicht messen können“.
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