Die Ordnungselemente.
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die „Äquivalenz44 von Unendlichem nur bedeuten darf:
auf der einen Seite wird man nach dem Abzählen nicht
fertig, und auf der anderen auch nicht. Die Mengenlehre
will aus zwei negativen Urteilen einen Schluß ziehen!
Aber nicht nur dies, sondern die Einstellung zur mathe¬
matischen Physik überhaupt ist für die Auffassungen des
Wiener Positivismus kennzeichnend, woher es denn
stammt, daß er immer noch an der weltanschaulichen,
und nicht nur formal mathematischen, Bedeutung der
Relativitätstheorie festhält. Nach meiner Auffassung ist
die einzige nicht nur mathematische Bedeutung dieser
Theorie die, daß sie den Bereich des praktisch nicht
Feststellbaren erweiterte, nämlich auf die Gleichzeitig¬
keit. Aber grundsätzlich ist das gar nicht einmal etwas
Neues, denn eine andere Nichtfeststeilbarkeit, nämlich die
absoluter translatorischer Bewegung, kennt man schon
seit Newton; eine Einsicht von eigentlich „weltanschau¬
licher44 Bedeutung ist auch die nicht, ebensowenig wie die
neuerdings von Heisenberg aufgedeckte.
Im übrigen sehe ich nicht, auch angesichts von Rei¬
chenbachs „Philosophie der Raum-Zeit-Lehre44 nicht,
daß ich irgend etwas an den Ausführungen der zweiten
Auflage meiner Schrift „Relativitätstheorie und Welt¬
anschauung44 zu ändern hätte1). Namentlich bleibt es
auch dabei, daß Mathematik an den eigentlichen
*) Dubislav sagt einmal (Erkenntnis, I, 1930, S. 31) gegen diejenigen,
welche die Relativitätstheorie als physikalisch sein wollende Lehre auf der
Basis von Kants „reiner Anschauung“ ablehnen, die Kantsche Lehre sei
schon deshalb nicht haltbar, weil, wenn sie es wäre, „die moderne Physik
hinsichtlich der Relativitätstheorie gänzlich abwegig sein müßte“. Nun —
sie ist eben unseres Erachtens, wenn sie mehr als mathematischer Formalis¬
mus sein will, „gänzlich abwegig“! Hat es nicht schon mehr sehr einflu߬
reiche und doch „abwegige“ Lehren gegeben, z. B. die Hegels? Übrigens
begründen wir nun unsere Abweisung der Relativitätstheorie nicht etwa
auf die seltsame Dubislav nachgebildete Art. Wir sagen nicht: „Wenn
sie richtig wäre, wäre ja Kants Lehre ,gänzlich abwegig4“, sondern wir